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Frage von Susanne N. •

Frage an Tobias Hammerl von Susanne N. bezüglich Finanzen

Mich würde interessieren, warum Sie bei der These "Die Kirchensteuer soll abgeschafft werden" auf dieser Seite mit "neutral" Stellung genommen haben bzw. wie Sie diese Thematik sehen und wie Ihre Argumentation hierzu aussieht. Vielen Dank.

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Noffke,

herzlichen Dank für Ihre Mail. Eines vorneweg: als gläubiger Katholik, Kolpingmitglied und langjähriger Ministrant bin kein Gegner von Religion oder Kirche. Grundsätzlich bin ich auch der Meinung, dass die Kirche eine solide Finanzierung zur Erfüllung ihrer Aufgaben braucht. Dies leistet derzeit die Kirchensteuer.

Für mich gibt es aber zum einen ein moralisches beziehungsweise theologisches Problem: wer nicht Kirchensteuer zahlt wird automatisch exkommuniziert. Selbst Papst Benedikt hat das deutsche Kirchensteuersystem dafür kritisiert. Wörtlich meint Benedikt XVI.: "Aber die automatische Exkommunikation derer, die sie nicht zahlen, ist meiner Meinung nach nicht haltbar." Und ich sehe das ähnlich. Eigentlich sollte der Spruch "Wenn die Münze im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt." im Jahr 2017 nicht mehr gelten. Folglich müsste die Kirchensteuer in ihrer heutigen Form abgeschafft werden.

Persönlich finde ich es zudem problematisch, dass sich die Kirche beim Einzug der Kirchensteuer staatlichen Zwangs bedient. Solange Einkommenssteuer und Kirchsteuer gemeinsam erhoben werden, kontrolliert der Staat, dass jeder sein Schärflein entrichtet. Aber sollte nicht gerade der Beitrag zu einer Glaubengemeinschaft auf Freiwilligkeit beruhen?

Zudem hat Papst Franziskus die Kirche auffordert, eine "arme Kirche für die Armen" zu sein. Derweilen haben aber gerade die deutschen Diözesen riesige Vermögen angehäuft, zum großen Teil in (Schatten-)haushalten, die nicht offengelegt werden. Wäre es nicht gerade bei den Kirchen angebracht hier für Transparenz zu sorgen?

Sie sehen, dass ich kein grundsätzlicher Gegner einer Kirchensteuer bin, dass ich aber auch der Meinung von Papst Benedikt zustimmen muss, dass auf Dauer dieses System reformiert werden muss.

Ich hoffe, dass ich damit meinen Standpunkt zum Thema Kirchensteuer dargelegt habe.

Mit freundlichen Grüßen
Tobias Hammerl