Hallo Herr Bacherle, ich habe am 23.9.22 in swr1 Leute Ulrike Herrmann zugehört-was halten*Sie* von ihrer These vom Grünen Kapitalismus? Ich bin gespannt...Danke
Ich war am Anfang baff von der Frau Hermanns These-jetzt finde ich sie irgendwo logisch ( habe kein VWL/BWL studiert-bin Dipl.Verwaltungswirtin-an der FH hatten wir ein bißchen VWL.....)
Liebe Frau S.,
Vielen Dank für Ihre Anfrage und bitte entschuldigen Sie, dass die Antwort zu Ihrer Frage erst jetzt kommt.
Gerade in Anbetracht großer weltpolitischer Herausforderungen finde ich es wichtig, dass wir uns auch grundlegend Gedanken machen, wie eine nachhaltige und sozial gerechte Zukunft aussehen kann. Dazu gehört zweifelsohne die Frage, wie wir Wirtschaften. Die Herausforderungen auf dem Weg dorthin sind groß und ich teile die Sorge, dass wenn nicht gut geplant und erklärt, das Frustrationspotenzial groß ist.
Ich sehe jedoch den Widerspruch nicht so grundsätzlich, wie ich es bei Frau Herrmann wahrgenommen habe. Denn auch in einer Kreislaufwirtschaft und der Umstellung hin zu einer besseren und langfristigeren Nutzung von Produkten liegt großes Potenzial für Wertschöpfung, die sich jedoch anders und bestenfalls gerechter in einer Gesellschaft verteilt. So würde ein Recht auf Reparatur von Produkten zwar zu weniger Absatz einzelner Produkte führen, aber in der Reparatur und langfristigen Betrieb zu neuen Arbeitsplätzen führen. Das mag sich selbst in Kombination mit Recyclingverfahren und anderen neuen, wichtigen Wertschöpfungsfeldern nicht immer die Wage halten, aber dennoch zu weiterem (wirtschaftlichem) Wachstum und Wohlstand führen.
Auch wenn ich bei Ihnen bin, dass Erneuerbare Energien gerade noch ein absolut seltenes Gut sind, bin ich auch hier Hoffnungsvoller gestimmt und überzeugt, dass wir genau dies auch mehr kommunizieren sollten: Erneuerbare Energien sind mittelfristig günstiger und ohne dauerhafte Abhängigkeit von anderen, oft autoritären Staaten produzierter. Hierfür brauchen wir die richtigen Rahmenbedingungen - sowohl regulatorische, als auch in der Infrastruktur. Diese Investitionen lohnen sich aber, da sie mittelfristig für mehr Lebensqualität und eben auch wirtschaftliche Möglichkeiten sorgen werden.
Viel wichtiger als ein reines ersetzen der aktuell verbrauchten, fossilen Energie durch Erneuerbare ist mir aber, dass wir den Energiebedarf senken und genau diese Maßnahmen dann auch wirtschaftlich honorieren.