Frage an Tina Fischer von Achim L. bezüglich Verkehr
Sind Sie der Meinung, daß mit dem sogenannten "BER DROps-Verfahren" die Lärmbelastung der Anrainer des BER auf das unvermeidbare Minimum gesenkt werden und trotzdem der Flughafen wirtschaftlich erfolgreich betrieben werden kann?
Sehr geehrter Herr Lorber,
vielen Dank für Ihre Frage an mich auf dem Portal Abgeordnetenwatch zum Thema BER Drops-Verfahren.
Als Bundestagskandidatin aus Zeuthen bin ich unmittelbar betroffen und beschäftige mich intensiv mit allen Themen rund um den neuen Hauptstadtflughafen. Dabei liegt mir das Thema des aktiven und passiven Lärmschutzes besonders am Herzen.
Das BER DROps-Verfahren wurde nach dem Vorbild von London Heathrow entwickelt und dient dem aktiven Lärmschutz der Anrainergemeinden. Ziel dieses Verfahrens ist es, die Lärmimmission auf ein Minimum zu reduzieren und gleichzeitig die Doppelbelastung durch An- und Abflüge zu minimieren und somit gelichzeitig die Flugsicherheit zu erhöhen. Wie genau gelingt das? Ermöglicht wird dies durch die Trennung des ankommenden vom abfliegenden Flugverkehrs auf zwei voneinander unabhängig betriebenen Bahnen. Somit wird vor allem eine Doppelbelastung vermieden sowie eine sichere und effektive Bewältigung des prognostizierten Verkehrsaufkommens gewährleistet. Rund ein Drittel des Fluglärms der An- und Abflüge wird dadurch auf die verschiedenen Anrainergebiete verteilt, wodurch es neben der Nachtruhe zu zusätzlichen lärmfreien Phasen kommt.
Unterschieden wird bei der Durchführung des Verfahrens zwischen den Tagen geraden Datums, an welchem das konventionelle Betriebskonzept angewandt wird und den Tagen ungeraden Datums, an welchen das DROps- Verfahren Anwendung findet. Jedoch würde es bei dem DROps- Verfahren am BER, bei einem hohem Flugaufkommen zwangsläufig zu Kapazitätsprobleme kommen, da der neue Flughafen nur zwei Start- und Landebahnen besitzt. Am Flughafen in Frankfurt am Main, bei welchem das Konzept bereits Anwendung fand, ist genau dieses Problem eingetreten. Daher beschränkte man dieses auf die verkehrsschwachen Zeiten zwischen 23.00- 5.00 Uhr. Nunmehr ist im Gespräch, das DROps- Verfahren jedoch durch das 2012 eingeführte Nachtflugverbot als ,, DROps early morning“ Verfahren zu implementieren, welches sich auf die Zeit von 5.00- 6.00 Uhr Morgens beschränkt.
Immer wieder gibt es Spekulationen über den Bau einer dritten Bahn, die aber von allen Anteilseignern dementiert werden.
So äußerte der neue Aufsichtsratsvorsitzende, Hartmut Mehdorn, im Juni diesen Jahres die Sorge, der BER könne bei den steigendem Flug- und Passagieraufkommen rasch "an die Grenzen stoßen mit den zwei Landebahnen".
Eine solche ist im übrigen nicht Bestandteil des derzeitigen Planfeststellungsverfahren. Aus meiner Sicht muss es unter allen Umständen bei den zwei bleiben.
Der ehemalige brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck äußerte sich in einem Interview mit der F.A.Z grundsätzlich offen gegenüber derartigen Konzepten: „Wir reden immer über Stunden und Flugverbote, bislang aber zu wenig darüber, wie geflogen wird. Bei zwei Start- und Landebahnen ist mit klugem Management zu erreichen, dass außerhalb der Stoßzeiten Menschen, die unter den Flugrouten der einen Bahn leben, Ruhe bekommen, weil nur die andere genutzt wird. Das kann man abwechseln (…).
Aus lärmtechnischer Sicht halte ich das Konzept daher durchaus für lohnenswert. Natürlich sollte aufgrund der bereits enormen Mehrkosten im Zusammenhang mit dem Bau und den Verzögerungen der Inbetriebnahme des BER zunächst eine belastbare Kosten-Nutzen Analyse durchgeführt werden. Auch wenn Lärmschutz für die Anrainergemeinden von immenser Bedeutung ist, können derartige Konzepte nur angewandt werden, wenn sie auch aus wirtschaftlicher Sicht tragbar sind
Ich hoffe, Ihnen mit meiner Antwort weitergeholfen zu haben und verbleibe
mit freundlichen Grüßen,
Tina Fischer
Matthias Platzeck im Gespräch mit der F.A.Z.
Verkehrsminister Ramsauer hat gesagt, alles Lärmvermeidende sei richtig, doch ins „operative Geschäft“ werde er als Minderheitsgesellschafter sich nicht einmischen. Ist es so einfach: Sie einigen sich mit Berlin, dann sagen Sie Hartmut Mehdorn Bescheid?
Die Gespräche werden sicher schwierig und kompliziert. Für die Balance zwischen einem wirtschaftlich erfolgreichen Flughafen, den ich will und den wir brauchen, und den berechtigten Bedürfnissen von Zehntausenden Anwohnern muss vieles bedacht werden. Es gibt aber auch viele Möglichkeiten für mehr Nachtruhe.
Nennen Sie mal einige, bitte!
Wir reden immer über Stunden und Flugverbote, bislang aber zu wenig darüber, wie geflogen wird. Bei zwei Start- und Landebahnen ist mit klugem Management zu erreichen, dass außerhalb der Stoßzeiten Menschen, die unter den Flugrouten der einen Bahn leben, Ruhe bekommen, weil nur die andere genutzt wird. Das kann man abwechseln. Oder man gestattet das Verlassen von Flugrouten erst in bestimmten Höhen, generell oder zu bestimmten Tages- oder Wochenzeiten. Oder man wählt andere Anflugwinkel. Natürlich muss man auch über Zeiten reden. Deshalb: Alles wird auf den Tisch kommen, alles wird in aller Ruhe mit den Gesellschaftern diskutiert. Ich bin recht sicher, dass wir am Ende Ergebnisse haben werden, die mehr Menschen mehr Ruhe verschaffen, ohne dass der BER zum Provinzflughafen wird.
Hartmut Mehdorn: BER- Chef ( Tagesspiegel)
Noch lässt sich nicht absehen, wann der BER-Flughafen in Betrieb geht – da denkt Flughafenchef Hartmut Mehdorn schon über eine dritte Start- und Landebahn nach. Hier werde es zuerst Engpässe geben, sagte Mehdorn am Mittwoch im Bauausschuss des Abgeordnetenhauses. Der Terminal des neuen Flughafens sei dagegen richtig konzipiert und derzeit eher zu groß. Detaillierter äußerte er sich aber nicht – und beim Thema Landebahn fragte auch kein Abgeordneter nach.
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