Frage an Tim Kristian Stoberock von Michael K. bezüglich Familie
Wie stehen Sie zu der Forderung der GEW-Betriebsgruppe der Ida Ehre Schule nach „Unterricht in Halbgruppen, damit wir auch noch in den nächsten Wochen die Schulen offen halten können“?
Sehr geehrter Herr Knop,
die Position der GEW-Betriebsgruppe teile ich nicht und halte Sie im
Gegenteil für falsch.
Ich bin der Meinung, dass die Schulen offenbleiben müssen – solange es nur
geht und es noch irgendwie epidemologisch für die gesamte Bevölkerung
vertretbar ist.
Und epidemologisch ist es derzeit vertretbar. Von den über 250.000
Hamburger Schüler sind bislang 0,3 Prozent an Corona erkrankt.
Dagegen haben die Schulschließungen gezeigt, dass sie negative Auswirkungen
bei den Schülern hinterlässt. Denn zum Lernen gehört auch das soziale
Lernen, also der Kontakt zu Gleichaltrigen und die Gemeinschaft im
Schulalltag. Zudem sind viele Familien überfordert mit dem Homeschooling.
Das gilt vielleicht nicht für viele Schüler der gymnasialen Oberstufe, die
oft gut ausgestattet sind und mit dem Homeschooling gut umgehen können. Das
ist aber in anderen Klassenstufen und Schulformen in vielen Fällen ganz
anders.
Außerdem, eine Schließung oder ein Hybridunterricht bringt die Gefahr, dass
im nächsten Jahr weder das Abitur, noch ein anderer Schulabschluss abgelegt
werden kann. Darunter würden dann auch die Schüler aus den bildungsaffinen
Familien leiden.
Dazu kommt: Schulen sind kein Infektionstreiber. In den meisten Fällen gibt
es nur einen Fall pro Klasse. Das spricht dafür, dass die meisten Fälle in
die Schule eingetragen werden. Und auch sonst sind die Infektionszahlen
prozentual im Vergleich zur Ausbreitung des Virus in der Gesellschaft
insgesamt gering.
Außerdem, wenn wir die Schulen schließen oder nur hälftig aufmachen, haben
wir, weil die Eltern dann nicht arbeiten können, sondern sich um ihre
Kinder kümmern müssen, einen faktischen Lockdown. Mit erheblichen
Auswirkungen nicht nur für die Volkswirtschaft, sondern auch für den
Pflege-, Gesundheits- und Sicherheitsbereich.
Sie sehen, ich bin nicht nur diametral anderer Auffassung als die
GEW-Betriebsgruppe, sondern ich bin auch von deren Votum enttäuscht.
Während des Lockdowns haben alle mitbekommen, wie entscheidend die
Beziehung zwischen Lehrern und Schülern ist: Jetzt geht es ihnen
ausschließlich um Lobbypolitik und um Vorwürfe gegen die Bildungspolitik,
während sie wissen müssten, wie ungerecht das von ihnen vorgeschlagene
Wechselmodell ist.
Mit besten Grüßen
Tim Stoberock