Frage an Tim Brockmann von Jan S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Brockmann,
bei vielen bisherigen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie blieb nach wie vor das Hauptproblem, dass die Infektionsketten nicht / nur schwer oder für die Behörden sehr aufwendig nachvollzogen werden konnten und viele Gesundheitsämter überlastet sind. Aufgrund zu weniger Daten lässt sich auch nicht genau genug bestimmen, wo eine vermehrte Übertragung stattfindet (Schulen, Gastro, Einzelhandel...). Aber lassen sich ohne diese Daten nicht viel zu ungenau Maßnahmen einleiten?
Ich verstehe alle, die sich Sorgen um Datenschutz und dergleichen machen. Aber wäre es bei den aktuellen, einschränkenden Maßnahmen in Ihren Augen nicht zielführender es verpflichtend zu machen, dass registriert wird, wer sich wo aufgehalten hat? In anderen Ländern ist es doch auch möglich, dass der Zugang zu Geschäften usw. nur möglich ist, nachdem ich mich mit einem Handy oder QR-Code am Eingang registriert habe. Dies ließe sich sicher auch in der Corona-Warn-App integrieren.
So ließe sich elektronisch nachvollziehen, wer sich wann an einem Infektionsherd aufgehalten hat. (Ausnahmen wie Familienfeiern würden sicher weiterbestehen, aber in der Masse würde es helfen, denke ich.)
Wie ist Ihre Meinung dazu?
Mit besten Grüßen
Jan Stoltenberg
Bleiben Sie gesund.
Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Es tut mir leid, dass ich Ihnen erst jetzt antworte, aber die Zeiten sind auch für uns Politiker recht turbulent. Gerne nehme ich Stellung zu Ihrem Anliegen. Die von Ihnen vorgeschlagenen Registrierungsmaßnahmen würden vielleicht tatsächlich zu einer gewissen Identifizierung der Infektionsherde führen. Allerdings setzt die deutsche Politik bewusst auf Freiwilligkeit. Nicht zuletzt deshalb, weil wir im Laufe der Pandemie erkannt haben, dass Verständnis für einschränkende Maßnahmen eher durch transparentes Handeln erreicht wurden. Freiheits – und Datenschutzrechte sollten weites gehend auch unter diesen krisenhaften Bedingungen unberührt bleiben. Die Länder, in denen Aufenthalte obligatorisch registriert werden, schützen die Freiheitsrechte einzelner Bürgerinnen und Bürger oft nicht, bzw. nicht so wie wir es für erforderlich und geboten halten. Ich gebe Ihnen jedoch recht, dass die technische Ausstattung der Gesundheitsämter in der Vergangenheit oft zur Diskussion stand. Jedoch plant die Bundesregierung die fast 400 Gesundheitsämter in Deutschland selbst über die Corona-Pandemie hinaus, personell und digital besser aufzustellen.Ganz konkret wurde im Rahmen des Bund-Länder-Pakts für den Öffentlichen Gesundheitsdienst ein Unterstützungspaket von rund vier Milliarden Euro vereinbart, das sowohl 5000 neue Stellen inkludiert als auch die Digitalisierung vorantreibt.Ganz aktuell wurden in den vergangenen Wochen 105 mobile Teams, sogenannte Container-Scouts, von Seiten des Bundes finanziert. Diese Teams unterstützen die Gesundheitsämter bundesweit bei der Kontaktnachverfolgung.Allerdings, und das dürfte inzwischen jedem klar geworden sein, ist eine Kontaktnachverfolgung lediglich bei moderaten Inzidenzwerten möglich. Unsere derzeitige Lage erschwert dieses Vorgehen erheblich.Daher ist unser Ziel, die Infektionen so gut es geht, zu unterbinden. Die aktuellen Maßnahmen dienen diesem Ziel und sind vermutlich auch alternativlos, um eine Überlastung des Gesundheitssystem zu verhindern und um schnellstmöglich zur ersehnten Normalität zurückzukehren.Gerne stehe ich Ihnen auch für einen direkten Austausch zur Verfügung. Ich wünsche Ihnen alles Gute, vor allem Gesundheit
Herzliche Grüße
Tim Brockmann