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Thomas Thamm
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Frage von Matthias M. •

Wie ist Ihre Position zu einer Nutzung von AGRI-Solaranwendung?

Sehr geehrter Herr Tamm,

sind Ihnen der Drang einer Umnutzung von Landwirtschaftsflächen zu Freiflächensolaranlagen aufgefallen?.

Hierzu meine Fragen:

1. Welche Position beziehen Sie dazu?

2. Von uns wird der Weg angestrebt, die Landwirte auch zu Energiewirten zu entwickeln. Zwingend sollten dafür eine Doppelnutzung der Landwirtschaftsflächen durchgesetzt werden.

Wie ist Ihre Position dazu?

3. Als Tragkonstruktion wirken aktuell Stahl- und Aluminiumausführung.

Es sind Entwicklungen in der Markteinführung, welche dem "cradle to cradle Leitlinien" entsprechen.

Würden Sie diese mit befördern und einem erweiternden Austausch zustimmen?

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Antwort von
BSW

Sehr geehrter Herr M.,

Zu 1.

Grundsätzlich steht das Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit (kurz BSW) der AGRI-Voltaik wohlwollend gegenüber. Immerhin würden nur rund vier Prozent der deutschen Agrarflächen ausreichen, um mit hoch aufgeständerter Agri-PV bilanziell den gesamten aktuellen Strombedarf in Deutschland zu decken. Agri-PV ist zudem günstiger als kleine PV-Dachanlagen. Allerdings hat für das BSW die flächendeckende Landbewirtschaftung und die ausreichende Versorgung der heimischen Bevölkerung mit nachhaltig erzeugten Nahrungsmitteln oberste Priorität.

Wir sehen noch erheblichen Forschungsbedarf bei dieser noch recht jungen Technologie und es braucht zuverlässige Prognosen landwirtschaftlicher Erträge. Eine Herausforderung ist auch die Sicherung der landwirtschaftlichen Hauptnutzung für Agri-PV mit Tierhaltung. Vor allem sind Akzeptanzprobleme in der Bevölkerung stets zu berücksichtigen.

zu 2.

Bei AGRI-Voltaikanlagen kann es zu Flächennutzungskonkurrenz mit der Landwirtschaft kommen. In Anbetracht der eingeschränkten Verfügbarkeit fruchtbarer Böden ist es möglich, dass die steigende Flächennachfrage lokal zu neuen Dimensionen der Flächennutzungskonkurrenz und zu ökonomischen, ökologischen, politischen und gesellschaftlichen Konfliktsituationen führt. Vor diesem Hintergrund erscheinen grundsätzliche Diskussionen um die zukünftige Bedeutung des ländlichen Raums als Standort für neue Technologien zur Entschärfung von drohenden Zielkonflikten und Wertungswidersprüchen angebracht.

In jedem Fall ist aus Sicht des BSW auch bei Agri-PV-Anlagen die frühzeitige Einbindung der verschiedenen Interessensgruppen und Bürgerinnen und Bürgern mit einem lokalen Bezug zur geplanten Anlage – bereits während der Planung – von entscheidender Bedeutung.

Aus Sicht der landwirtschaftlichen Betriebe wird ohne die Schaffung entsprechender rechtlicher, kohärenter Rahmenbedingungen eine wirtschaftliche Umsetzung von Agri-PV in Deutschland jedoch auf absehbare Zeit kaum möglich sein. Agrarsubventionen, genehmigungsrechtliche Aspekte und Einspeisevergütungen nach dem EEG sind in den stark regulierten Agrar- und Energiesektoren von essenzieller Bedeutung. Hier herrscht erheblicher Reformbedarf.

Landwirtschaftlichen Betrieben bietet Agri-PV Möglichkeiten, ihr Einkommen zu diversifizieren und innerbetriebliche Kreisläufe zu schließen. Insbesondere eine verringerte Verdunstungsrate sowie der Schutz vor Hagel und Frost sind wichtige Faktoren. Indem die vorhandenen Gerüststrukturen genutzt werden, können zudem weitere Schutzsysteme kostengünstig integriert werden. Das kann die Produktivität und die Wertschöpfung der landwirtschaftlichen Flächen deutlich steigern. Allerdings gibt es beim Einsatz von Agri-PV auch Herausforderungen für die landwirtschaftliche Produktion. Hierzu zählen vor allem die sich verändernden Lichtverhältnisse und die aufgrund der Aufständerung erschwerte Bewirtschaftung. Fruchtfolgen im Ackerbau führen dazu, dass das Agri-PV-Design an die Bedürfnisse bzw. die Bearbeitungsmaßnahmen aller Kulturen der Fruchtfolge angepasst werden muss. Auch ist  mit Ertragseinbußen aufgrund verminderter Sonneneinstrahlung und Veränderungen des Mikroklimas und der Regenverteilung zu rechnen. Um Risiken zu minimieren und Synergieeffekte bestmöglich zu nutzen, sollten daher geeignete Kulturpflanzen mit dem passenden Anlagendesign verbunden werden. Auch ein durchdachtes Licht- und Wassermanagement ist wichtig, um ausreichend hohe und gleichmäßige Erträge zu sichern.

In Dauerkulturen hingegen kann sich das Anlagendesign technisch ganz an den Bedürfnissen und der Bewirtschaftung dieser einen Kultur orientieren.

 zu 3:

 Das BSW begrüßt innovative Technologien, die der Müllreduktion und Ressourceneinsparung auch bem Einsatz von Tragkonstruktionen in der Agri-PV. dienen. Ob diese zur Markteinführung einer Förderung aus Steuermitteln brauchten kann derzeit nicht beurteilt werden, zumal zum jetztigen Zeitpunkt angesichts tiefgreifender globaler Krisen niemand die Preise für Stahl und Aluminium vorhersehen kann.