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Frage von Sebastian K. •

Frage an Thomas Strobl von Sebastian K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Strobl,

ich weiß dass Sie sich in der Vergangenheit schon mehrmals zum Thema "Killerspiele" geäussert haben, jedoch habe ich trotzdem noch eine weitere Frage.

Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich nicht daran glaube, dass die Frage nach der Ursache für Amokläufe an Schulen eine mit einer einfachen Erklärung zu beantworten ist und ich niemandem eine Schuld zuweisen möchte.

Jedoch verwundert es mich doch sehr die Unsachlichkeit, mit der die Debatte im allgemeinen geführt wird und wie offensichtlich mit zweierlei Maß an die Sache herangegangen wird.

Ist es nicht völlig unsachgemäß, dass z.B. eine Lan Party, zu der die Veranstalter grundsätzlich nur über 18-jährige zugelassen haben, auf öffentlichen Druck hin abgesagt werden muss, während am selben Wochenende in der selben Ortschaft ein Schützentunier stattfindet, auf dem auch 14-jährige mit kleinkalibrigen Waffen schießen dürfen ? Quelle: http://www.computerbase.de/news/wirtschaft/recht_gesetz/2009/juli/lan-party_killerspielverbot/

Ein anderes Beispiel ist die Sendung "Hart aber fair", welche bereits am Mittag des Amoklaufs von Winnenden tagesaktuell u.a. den bekannten Spielegegner Pfeiffer in die Sendung geladen hatte, welche mit "Was machen Computer & Internet aus unseren Kindern" untertitelt wurde. Wohlgemerkt, zu einem Zeitpunkt, zu dem weder klar war wieviele Opfer es gab, ob der Täter lebte und ob er je Spiele konsumiert hat. Eine Untersuchung war zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal angelaufen!

Mir ist klar, dass Sie keinen Einfluss auf die hier gebrachten (und zahlreichen andere) Beispiele haben, jedoch würde mich interessieren, ob sie die Art, mit der diese Diskussion im allgemeinen geführt wird, befürworten. Wie sollen Jugendliche und junge Erwachsene bei so unsachlichen Diskussionen nicht in Politikverdrossenheit geraten, wo sie doch sehen, wie wenig objektiv Politik und Medien reagieren und wie augenscheinlich auf ihrem Rücken auf Stimmenfang gegangen wird ?

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Klein,

herzlichen Dank für Ihre Anfrage zum Thema „Demokratie und Bürgerrechte“.

Erlauben Sie mir, mich kurz zu fassen, da der von Ihnen angesprochene Fragenkomplex in den letzten Wochen schon ausführlich von mir behandelt wurde.

Sie haben meine volle Unterstützung, wenn Sie sich eine Versachlichung der Debatte zum Thema „Killerspiele“ wünschen. Das ist auch mein Anliegen. Und Sie dürfen sicher sein, dass ich von meiner Seite aus nie anders als nüchtern argumentativ meine Position vertreten werde. Wenn andere dies anders handhaben, bedauere ich das sehr.

Was nun den wissenschaftlichen Sachstand in der Frage „Wie gefährlich sind Killerspiele wirklich?“ angeht, gibt es aktuelle Informationen, die ich Ihnen gerne übermitteln möchte. Dieser Tage fand die erste öffentliche Tagung des Winnenden-Ausschusses im Landtag von Baden-Württemberg statt. Hier kam man zu interessanten Zwischen-Ergebnissen bei der Ursachenforschung. So bestätigten etwa die konsultierten Experten, darunter die renommierte Kriminologin Britta Bannenberg aus Gießen und Sabrina Hoops vom Deutschen Jugendinstitut München, erneut die seit längerem befürchtete Rolle gewalthaltiger PC-Spiele als Suchtmacher und damit als Risiko für die Persönlichkeitsstruktur der Spieler. Nach Meinung der Expertinnen bilden „Killergames“ eine durchaus integrale Etappe auf dem Weg vom „bloß“ labilen Jugendlichen zum „realen“ Amoktäter (vgl. „Berliner Morgenpost“ vom 23.07.2009, S.4). Ihnen kommt charakterdeformierendes Potential zu. Das heißt zwar nicht, dass aus Killerspielaktivtäten zwingend reale Gewalthandlungen erwachsen. Die meisten seelisch „gefestigten“ Spieler sind gottlob immun gegen ein Überspringen des „Killer“-Verhaltens vom virtuellen ins reale Leben. Dennoch genügt bereits der „übliche“ Bodensatz an labilen Jugendlichen, um von Ego Shootern als in deren Fall gefährlichen „psychischen Brandbeschleunigern“ sprechen zu können. Diesen Zusammenhang ernst zu nehmen und ergebnisoffen nach Auswegen zu suchen – dazu sind wir alle aufgerufen, auf dass es nicht irgendwann heißt: Winnenden ist überall – und ihr habt nicht reagiert!

Mit freundlichen Grüßen

Ihr
Thomas Strobl MdB