Frage an Thomas Strobl von hendrik w. bezüglich Recht
Hallo Herr Strobl,
nachdem sie meine Frage vom 19.6. in keinster Weise beantwortet haben, wende ich mich heute in einer ungleich dringlicheren Angelegenheit an sie.
Am 11./12.7. findet im Schuetzenhaus Zell/Backnang) ein Tag der offenen Tuer statt. Oeffentlich wird auf Plakaten mit toetungssimulierenden Taetigkeiten geworben und es werden Leute animiert, im Rahmen der Veranstaltung selbst an diesen Taetigkeiten teilzunehmen.
Da sie ja wiederholt erklaeren, ein absoluter Gegner gewaltverherrlichender Freizeitbeschaeftigung zu sein und vor allem nach dem Amoklauf von Winnenden, ich zitiere sinngemaess, ohne Tabus und Denkverbote nach Moeglichkeiten suchen, eine Wiederholung dieses schrecklichen Verbrechens auszuschliessen, fordere ich sie auf, hier sofort und aktiv einzuschreiten!
Kuerzlich wurdem mehrere LAN-Partys abgesagt (z.B. in Karlsruhe), warum, erschliesst sich mir nicht ganz, denn vor, waehrend oder danach ist meines Wissens noch kein Mensch umgekommen bzw war eine solche Veranstaltung Anlass fuer einen Amoklauf. Eine oeffentliche Zurschaustellung und Praktizierung von toetungsaehnlichen Handlungen mit echten (!) Waffen jedoch ist, in meinen Augen, eine unertraegliche Situation und zeugt von absoluter Unverantwortlichkeit der Veranstalter. Immerhin sind Schuetzenvereine ja oft in Zusammenhang gebracht worden mit spaeteren Amoklaeufern.
Seien sie nicht verantwortlungslos und ergreifen sie Initiative! Es geht immerhin um eine Stadt in ihrem Bundesland, in dem Bundesland, in dem kuerzlich erst eine schreckliche Tat im Zusammenhang mit Waffengewalt geschehen ist! Was unternehmen Sie?
In der Hoffnung, von baldigen Aktionen gegen das Schuetzen"fest" zu hoeren, verbleibe ich mit wachsamen Gruessen
Sehr geehrter Herr Weise,
obwohl ich vermute, dass es Ihnen in Wahrheit nicht um eine ernsthafte Auseinandersetzung geht und Sie meine Antwort nicht verstehen wollen, mache ich einen erneuten Versuch einer Erklärung. Wie ich schon in meiner Antwort an Herrn B. auf dessen Frage vom 05.07.2009 gesagt habe, ist der von Ihnen beiden beklagte Widerspruch in der Behandlung von Ego-Shootern und traditionellem Vereinsschießen mit echten Waffen nur ein scheinbarer.
Der große Unterschied im Gefahrenpotential beider „Hobbys“, der eine differenzierte Behandlung, wie ich finde, durchaus rechtfertigt, besteht im Bereich seelischer Abhängigkeit. International führende Wissenschaftler wie Prof. Dr. Gerald Hüther von der Universität Göttingen, Dr. Dave Greenfield vom Center for Internet & Technology Addiction in West Hartford/USA sowie Dr. Kim Hyun-Soo von der Neuropsychiatrischen Klinik „Joy of Life“, Seoul/Korea sind sich einig, dass Videospiele süchtig machen und zu Aggressionsstau führen können, der auf Entladung drängt (und zwar je gewalthaltiger das Spiel, desto mehr). Diese Sucht aber, die bei Mitgliedern von Schützenvereinen so nicht existent ist (jedenfalls nicht als Folge ihres Hobbys), ist es, die bei labilen Menschen Kurzschlusshandlungen ermöglicht und Amoktaten auslösen kann.
Deshalb sehen Wissenschaftler eine höhere Gefahr von (virtuellen) „Killerspielen“ ausgehen als vom „Blattschießen“ mit echten Waffen (besonders wenn die Waffen sicher verwahrt und vor Missbrauch durch Dritte gesichert sind). Die Wissenschaftler verweisen darauf, dass es schließlich nicht die Waffe ist, die tötet, sondern der Mensch am Abzug, genauer dessen Mentalität. Und „Killermentalitäten“ erwarten die zitierten Wissenschaftler eher von suchtmachenden PC-Games als vom biederen Präzisionsschießen im Trachtenanzug in Schützenvereinen. Inwieweit die zitierten Wissenschaftler Recht haben, sollen die von mir geforderten weiteren Untersuchungen zeigen.
Ob man allerdings einen Generalverdacht gegen Ego-Shooter aussprechen kann, dass bereits LAN-Partys für Erwachsene abgesagt werden, ist nicht mein Thema. Ich habe aber auch zu keinem Zeitpunkt Forderungen erhoben, die in diese Richtung gehen. Dass Sie hier einen Zusammenhang herstellen, ist ebenso falsch wie die dumme Unterstellung, ich würde erklären, „ein absoluter Gegner gewaltverherrlichender Freizeitbeschäftigung zu sein“. Ich fordere Sie auf, derartige Unwahrheiten zu unterlassen!
Im Übrigen haben wir unlängst den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Verschärfung des Waffenrechts im Deutschen Bundestag verabschiedet, der die Schützenvereine stärker als bisher in die Pflicht nimmt und unter anderem vorsieht, lizenzierte Waffen von Vereinsschützen noch sicherer zu verwahren. Diese von den Schützenvereinen nur ungern gesehene Erschwernis ihrer Waffenhandhabung war auch eine Konsequenz aus Winnenden und beweist, dass wir keineswegs einseitig in unserer Gesetzespraxis sind, wie Sie das andeuten. Wir berücksichtigen sehr wohl auch das Risiko echter Schusswaffen angemessen und ausgewogen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Thomas Strobl MdB