Frage an Thomas Spies von Werner H. bezüglich Kultur
Hallo Herr Dr. SPIES!
Seit Jahrzehnten zementierte die hessische Kunst-Politik das m. E. undemokratische & monokratische GmbH-Modell zur documenta. Herr Prof. Dr. Friedhelm HUFEN hat den „Fall documenta" in der Neuen Juristischen Wochenschrift ausführlich documenta-kritisch behandelt: 17/1997 S. 1112-1114 - „Muss Kunst monokratisch sein?“. Eine erste Findungs-Kommission aus PolitikerInnen bestimmte jeweils neu die sekundäre Findungskommission, die selektiert hat. Für 2012 wurde wieder eine Ein-Frau-Lösung gesucht. Ein „Mahnmal der 101 Verrisse" im WEB erinnert an das „BUERGELiade Fiasko“ 2007. Die Nachfolge-Veranstaltung ist zur documenta 13 von Frau BAKARGIEV mutiert. Seitens der weit verbreiteten „Kunstzeitung“ (Chefredakteur Karl Heinz SCHMID) wurde der Vorschlag „Findungskommissare als Kuratoren“ vorgebracht: Zuletzt habe so manch/r documenta-Leiter/in mit bildender Kunst „mehr eigene Visionen und Reflexionen illustriert, als der Kunst selbst jenen Atem zu geben, den eine Ausstellung braucht“, führt SCHMID aus. Seither sei ab der d10-DAVID-documenta „fleißig daran gearbeitet“ worden, der Liebe (zum Kunstwerk) den Garaus zu machen.“ Über „diffuse Theorien und einen höchst eigenen, (…) oft aufgeweichten Kunstbegriff“ (…). In der KZ (Juli 2008, S.7) plädierte SCHMID für das Gremium-Modell. Auch Prof. Peter WEIBEL (ZKM Karlsruhe) plädierte für ein zeitgemäßes pluralistisches documenta-Modell plädiert (KZ 09/08, S. 2): Alle Mitglieder eines Gremium-Teams würden „über so viele Kompetenzen“ verfügen, „dass es eine Illusion wäre zu glauben, die Kompetenzen eines einzelnen Kurators könnten umfangsgleich sein“. WEIBEL findet, SCHMIDs Gremium-Idee sollte man „weiter propagieren, weil ich sie wirklich überzeugend finde. Eine bessere Leitung der documenta als das Team, das einen Leiter finden soll, wird es nicht geben.“
FRAGE: Wann kommt endlich der hessische „URKNALL“ zu einer documenta Reform, die Sie unterstützen sollten!?
Schöne Grüße W. Hahn
Sehr geehrter Herr Hahn,
vielen Dank für Ihre Email an Abgeordnetenwatch, die mir leider durchrutscht ist und deshalb leider etwas verspätet beantwortet wird.
Sie fragen: Wann kommt endlich der hessische "URKNALL" zu einer documenta Reform?" Vermutlich erwarten Sie dabei keine zeitliche Vorhersage. Dass so heftig über die Dokumenta gestritten wird, ist ein Erfolg und Nachweis ihrer Relevanz. Aber ganz ehrlich: wollen Sie die Frage der Leitungsbestimmung und des dafür zu Grunde zu legenden Kunstbegriffs zum Gegenstand einer Abgeordnetenwatchdebatte machen? Für 2012 ist es (hoffentlich) ohnehin zu spät. Vielleicht wäre es - auch wenn Sie das hier vielleicht nicht befriedigt - sinnvoll, die Debatte diskursiv und im Rahmen der dokumenta zu führen - nächsten Sommer in Kassel.
3. Sie vermerken zu Recht, dass ich an der Abstimuung zum Nachflugverbot am 22. 12. 2009 nicht teilgenommen habe. Ich wäre aber für die Feststellung dankbar, dass mir diese Teilnahme auch nicht möglich war, da am 21. 12. 2009 auf den europäischen Flughäfen ein Eis- und Schnee bedingtes Chaos herrschte und es mir daher unmöglich war, von einer privaten Auslandsreise - die ich für diese Sondersitzung gerade angesichts der Bedeutung des Themas gerne unterbrochen hätte - rechtzeitig zurück zu kommen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Thomas Spies, MdL