Frage an Thomas Spies von Wilfried M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Dr. Spies,
im Kommentar zu einem DSM-V- kritischen SPIEGEL- Beitrag von Klaus BLECH ("Wahnsinn wird normal") merkte Götz EISENBERG von den "Nachdenkseiten" am 21.01.2013 an: "Vernünftig und im Sinne einer Ökonomie des ganzen Hauses letztlich auch rentabler wäre es, das aberwitzige Tempo des Alltagslebens zu drosseln, allen Menschen anständige, menschenförmige Arbeitsbedingungen zu bieten und ihnen nicht länger zuzumuten, ihr Leben in einem Universum permanenter Verteidigung und Aggression fristen zu müssen. Dann bräuchte es diesen psychologisch-medizinischen Reparatur- und Kompensationsaufwand nicht." (Link 1).
Der Psychiater Prof. Frances, der vor einem "Diagnosewahnsinn" warnt, hat im Frühjahr offenbar auch in Marburg vorgetragen (2).
Wissen Sie denn , wer sich in Ihrer Partei konkret mit den Problemen der profitablen Medikalisierung des Psychosozialen befaßt?
Vor dem Hintergrund der Skandale um die hessischen Steuerfahnder, den Nürnberger Gustl Mollath und den Gießener LINKE- Stadtrat Dennis Stephan (3) möchte ich Sie darüber hinaus fragen, was aus Ihrer Sicht noch dagegen spricht, die psychiatrischen bzw. psychologischen Untersuchungsgespräche (inklusive Aufklärung, Expoloration, Anamnese) per Gesetz videografisch dokumentieren zu lassen, um Manipulationen bei der Datenerhebung erschweren und die Folgen gravierender Untersuchungsfehler bzw. krimineller Handlungen minimieren zu können.
Wollen Sie hierzu vielleicht einmal meine Transparenz- Initiative von 2005 (4) mit Verantwortlichen Ihrer Partei diskutieren?
Mit frdl. Gruß
Dipl. med. W. Meißner
FA für Amatomie,Psychiatrie,Psychotherapie
Dt. Institut für Totalitarismusabwehr
1) http://www.nachdenkseiten.de/?p=15917#more-15917
2) http://www.uni-marburg.de/fb04/ag-klin/aktuelles/news/bptksymp
3) http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/indexhessen34938.jsp?rubrik=36090&key=standard_document_50020067
4) http://www.wilfriedmeissner.de/pdf/Transparenzinitiative_2005.pdf /
Sehr geehrter Herr Meissner,
Vielen Dank für Ihre Email. Die Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten im Gesundheitswesen befasst sich intensiv mit den genannten Fragestellungen und hat eine sehr kritische Haltung zur Ökonomisierung im Gesundheitswesen (vergl. Antrag G 9 zum Bundesparteitag auf www.spd.de ). Dort wird auch der Bereich Psychiatrie intensiv diskutiert.
Die Stärkung der Patientenrechte hat für uns eine hohe Bedeutung. Dazu gehört auch der Patientenschutz in der Psychiatrie im Spannungsfeld zwischen Nachweismöglichkeit und Patientengeheimnisschutz - jedes aufgezeichnete Gespräch könnte auch von den Falschen angesehen werden. Auch diese Diskussion widmen wir uns offensiv.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Thomas Spies, MdL