Frage an Thomas Poreski von Hans R. bezüglich Energie
die radikale Wende zum Elektroauto hat die Autoindustrie samt ihrer Zulieferer in große Probleme gestürzt. Trotzdem hält man an der resoluten Marschroute fest obwohl man weiß dass die Rohstoffe unter sehr dubiosen Umständen zum Teil in Kinderarbeit gefördert werden und man uns Emissionsfreiheit vorgaukelt obwohl bei der Produktion der Fahrzeuge hohe Emissionen anfallen. Es gibt wesentlich bessere Alternativen. Wie stehen Sie und auch ihre Partei zu diesem doch sehr gravierenden Problem ?
Sehr geehrter Herr Rapp,
besten Dank für Ihre Anfrage. Sie weisen mit der Kinderarbeit auf ein ernstzunehmendes Problem hin und uns Grünen ist das so wichtig, dass die Bundespartei es in ihrem Grundsatzprogramm verankert hat: "Herstellung, Produktion und Transport der Waren für den europäischen Markt müssen frei sein von ausbeuterischer Arbeit, Menschenrechtsverletzungen, Kinderarbeit und Umweltzerstörung, auch auf See" (S. 112). Das komplette Grundsatzprogramm finden Sie hier: https://cms.gruene.de/uploads/documents/20200125_Grundsatzprogramm.pdf
Zur Emissionsfreiheit von E-Autos muss ich klar sagen, dass die Elektromobilität beim Klimaschutz vorne liegt. Dass Elektroautos eine schlechtere Umweltbilanz als Autos mit Verbrennungsmotor haben, ist nachweislich falsch: Zwar verbraucht die Akkuproduktion viel Energie, die Klimabilanz fällt jedoch beim Betrieb des E-Autos deutlich besser aus.
Eine Untersuchung des ifeu-Instituts (https://www.agora-verkehrswende.de/veroeffentlichungen/klimabilanz-von-elektroautos/) zeigt, dass das E-Auto deshalb in allen untersuchten Fällen über die gesamte Lebensdauer einen Klimavorteil gegenüber dem Verbrenner hat. Selbst wenn kein Ökostrom geladen wird, ist ein E-Auto nach 60.000 Kilometern Laufleistung klimafreundlicher als ein Benziner, ab 80.000 Kilometern klimafreundlicher als ein Diesel. Der Klimavorteil des E-Autos wächst weiter, je öfter Ökostrom geladen wird. Auch durch mehr Ökostrom in der Produktion verbessert sich die Klimabilanz. Mit weiteren Fortschritten bei der Batterieentwicklung, insbesondere effizienteren Fertigungsprozessen, höherer Energiedichte und verbesserter Zellchemie, kann die Klimabilanz der Batterie in den kommenden Jahren noch verbessert werden.
Elektromobilität ist ein wesentlicher Baustein für umweltfreundlichen Verkehr, denn E-Autos fahren abgasfrei, leise und oft auch günstiger als vergleichbare Verbrenner. Damit E-Autos ihren Umweltvorteil voll ausspielen können, steht die Bundesregierung in der Pflicht. Wir brauchen ambitionierte Recyclingziele, müssen Unternehmen bei den Lieferketten in die Verantwortung nehmen und neuen Batterietypen mit besserer Rohstoffbilanz Vorfahrt geben. Für unsere Mobilität wird das Auto auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Vor allem in ländlichen Räumen sind Bus und Bahn noch selten echte Mobilitätsalternativen. Deswegen ist es umso wichtiger, dass Autos künftig mit sauberen Antrieben unterwegs sind.
Mit besten Grüßen
Thomas Poreski