Frage an Thomas Poreski von Ulrike W. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Poreski,
Ich bin als Honorarlehrkraft für Deutsch und Integrationskurse in Vollzeit beschäftigt.
Wie fast alle meine Kollegen/-innen arbeite ich selbstständig, wir müssen alle Sozialabgaben alleine schultern. Das ist ja nicht gerade wenig, wie Sie wissen. Bei einem Jahresgewinn von ca. 22000 Euro bleibt dann noch mit dem Steuerabzug gerade mal um die Hälfe übrig. Die alleinlebenden Kollegen/-innen leben somit ziemlich am Existenzminimum.
Jetzt behaupten ja alle gerade, dass Integration sehr wichtig und eine Herausforderung in der näheren Zukunft ist. Ich kann Ihnen sagen, dass die Arbeit zwar sehr schön, aber auch anstrengend und fordernd ist. Die Gruppen sind von ihrem Bildungshintergrund her sehr unterschiedlich zusammengesetzt. Es ist keineswegs so, dass man den Leuten, wie in der Öffentlichkeit manchmal geglaubt wird, mit einem "Kaffeekränzchen mit bisschen Deutsch lernen", die schwierige Sprache vermitteln kann.
Mein Anliegen: Warum fördern Städte und das Land Baden-Württemberg die Ehrenamtlichen oder sogar pensionierte Lehrer mit Steuergeschenken, während wir Vollzeit arbeitenden Integrationslehrkräfte unsere Arbeit unter prekären Verhältnissen leisten müssen? Würde man von einem Elektriker auch erwarten, seine Ausbildung und Kenntnisse fast umsonst anzubieten? Die Honorare sind zwar ein wenig gestiegen, aber die Sozialabgaben fressen das fast alles wieder auf.
Gibt es keine Möglichkeit, in Bezug auf die Sozialbeiträge den freien Dozenten ein Stück weit Entlastung zu bringen? Sozialbeiträge müssen sein, das ist mir klar, aber sie sind für Kleinselbständige einfach unverhältnismäßig hoch.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrike Wienhold
Sehr geehrte Frau Wienhold,
vielen Dank für Ihre E-Mail. Die Bedeutung von Sprachkursen im Bereich Deutsch als Fremdsprache ist für die Integration unumstritten. Ohne eine angemessene Beherrschung der deutschen Sprache ist weder eine Integration in den Arbeitsmarkt, noch eine Integration in die Gesellschaft möglich. Deshalb schätze ich Ihre Arbeit sehr und bin mir sicher, dass Sie sich jeden Tag neuen Herausforderungen stellen müssen.
Die in diesem Zusammenhang angebotenen Integrationskurse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge finden dabei in Verantwortlichkeit des Bundes statt. Gleichzeitig hat die GRÜN-geführte Landesregierung das Programm „Chancen gestalten – Wege der Integration in den Arbeitsmarkt öffnen“ auf den Weg gebracht, um einen Zugang zu Sprach- und Integrationskursen auch solchen Geflüchteten zu ermöglichen, die keinen Zugang zu den Integrationskursen des Bundes haben. Volkhochschulen sind dabei in beiden Fällen unverzichtbare, öffentlich verantwortete Einrichtungen der Erwachsenenbildung sowie wichtige und unabdingbare Lernorte.
Ich verstehe die von Ihnen genannte Problematik sehr gut. Ich schließe mich daher der Forderung des Deutschen Volkshochschulverbundes nach einer Einstufung der Lehrkräfte in Integrationskursen in TVÖD 11 an, ebenso wie der Forderung der Erhöhung der Förderung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge auf 4.40 € je Unterrichtseinheit. Leider ist eine Kürzung der Sozialbeiträge, wie von Ihnen gewünscht, rechtlich nicht möglich - bei einer deutlich verbesserten Bezahlung aber auch nicht notwendig. Das Thema Sozialbeiträge obliegt zudem dem Kompetenzbereich des Bundes.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Poreski