Frage an Thomas Nord von André R. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Guten Abend
Für mich geht es nicht zusammen, dass wir in Deutschland ein Heer von Arbeitslosen haben und zugleich im Handwerk, im Speditionsgewerbe und beim Pflegepersonal ein Mangel an Arbeitskräften.
Nur der Lohn kann es nicht sein, da im Handwerk die Löhne aufgrund der knappen Resource Arbeitskraft ja am steigen sind.
Die Frage ist was läuft falsch?
Das Arbeitsamt verwaltet nur?
Im Arbeitsamt bzw. Jobcenter sitzt kein qualifiziertes Personal? Welches nicht fähig ist sinnvolle Qualifikationen beziehungsweise Umschulungen auf die Menschen und die fehlenden Arbeitskräfte abzustimmen?
Ständig wechselnde Fallsachberarbeiter?
Mfg A. Rotte
Sehr geehrter Herr Rotte,
dass die Arbeitsweise der Bundesagentur für Arbeit grundsätzlich auf den Prüfstand gehört, ist auch meine Meinung und die meiner Partei. Erst im Juni hat der Bundesrechnungshof gerügt, dass dort nur diejenigen Arbeitslosen aktiv betreut werden, die auch ohne fremde Hilfe wieder eine neue Stelle finden würden. Von "Fehlsteuerung" und "Manipulation" war gar die Rede. Vielmehr bräuchten die zahlreichen Menschen, die bereits seit vielen Jahren keiner geregelten Arbeit mehr nachgehen, aktive Unterstützung. Anderenfalls droht deren Resignation, bei vielen ist sie bereits eingetreten.
Es gibt aber noch weitere Gründe für die von Ihnen aufgeworfenen Fragen:
In den letzten Jahren sind die Reallohneinkommen auch in den von Ihnen genannten Berufen kontinuierlich gesunken. Oft hat dies zu einer Abwanderung gut ausgebildeter Fachkräfte ins Ausland geführt, deren Stellen hier nicht wieder gleichwertig besetzt werden konnten. Es ist somit vorrangig ein Fach- bzw. Spezialkräftemangel eingetreten, der mit einer Umschulung nicht so ohne weiteres zu beheben ist, sondern jahrelange Aus- und Fortbildung erfordert.
Das "einfache" Handwerk steht dagegen vielmehr vor dem Problem, dass interessierter Nachwuchs in der heutigen Zeit selten geworden ist. Zudem beklagen viele Handwerksbetriebe, dass Bewerberinnen und Bewerber für ihre Ausbildungsplätze häufig nicht einmal mehr die Mindestvoraussetzungen erfüllen.
In der Pflegebranche wird dagegen seit jeher schlecht gezahlt und zur Gewinnmaximierung der Betreibergesellschaften meist nur das für den laufenden Betrieb unbedingt notwendige Personal eingestellt. Viel Stress und schlechte Bezahlung sind ein schlechter Anreiz. Zumal der Begriff "Pflegenotstand" nun bereits seit mehreren Jahrzehnten existiert, müsste hier mit arbeitnehmerfreundlichen Maßnahmen (u.a. Einführung eines Mindestlohn, Stärkung von Betriebsräten) gegengesteuert werden.
Es lässt sich festhalten, dass die Bundesregierungen der vergangenen Jahre nur unzureichend auf die sich abzeichnenden Fehlentwicklungen am Arbeitsmarkt reagiert haben, diese, z.B. mit der Agenda 2010, sogar noch verschärft und dadurch ein "Heer" von Langzeitarbeitslosen geschaffen haben.
Dass die Arbeitslosenzahlen ohnehin geschönt sind, steht dann noch auf einem ganz anderen Papier.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Nord