Frage an Thomas Nord von Michael W. bezüglich Jugend
Sehr geehrter Herr Nord,
bezueglich der in der BRD zur Zeit gefuehrten Debatte ueber religioes motivite Beschneidungen bei Babys und Kleinkinder wuerde mich Ihre Meinung dazu interessieren. Wie sehen Sie das Koelner Gerichtsurteil und wie werden Sie bei einer Abstimmung im Bundestag ueber ein Gesetz zur Legalisierung von Koerperverletzungen bei Schutzbefohlenen stimmen?
Mit freundlichen Gruessen
Michael Walther
Sehr geehrter Herr Walther,
meinem Abstimmungsverhalten vom 12.12.2012 ist zu entnehmen, dass ich den von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzentwurf zur religiös motivierten Beschneidung von Jungen abgelehnt habe. Dem fraktionsübergreifenden Änderungsantrag, darunter auch von vielen meiner FraktionskollegInnen, der eine Beschneidung erst ab dem vollendeten 14. Lebensjahr erlauben sollte, konnte ich mich zudem nur enthalten.
Ähnlich der Abstimmung zur Präimplantationsdiagnostik gingen die Meinungen auch bei diesem Thema innerhalb der einzelnen Fraktionen weit auseinander, da die ParlamentarierInnen keinerlei Fraktionszwängen, sondern allein ihrem Gewissen unterworfen waren. Kindswohl und Jahrtausende alte religiöse Traditionen standen sich bei der mitunter recht emotional geführten Debatte als zentrale Kernpunkte gegenüber. Ersteres war mich in diesem Fall aber das wichtigere und somit entscheidende Argument für mein Abstimmungsverhalten.
Zugleich denke ich, dass ein Verbot der Beschneidung letztlich auch negativ für die betroffenen Kinder sein kann. Zu groß sind die Möglichkeiten, das Ritual illegal oder im Ausland durchführen zu können. Ich denke daher, dass die Diskussion im aufklärerischen Sinn auch mit staatlicher Hilfe fortgesetzt werden muss.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Nord