Frage an Thomas Nord von Conrad S. bezüglich Wirtschaft
Wie werden die Unterschiede im Mindestlohn zwischen Ost und West begründet?
Sehr geehrter Herr Strohfeldt,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage. Ich will Ihnen keinen lohnpolitische Vortrag aufschreiben. Noch gibt es keinen gesetzlichen Mindestlohn, weder für Gesamtdeutschland noch für seine Teile.
Was es gibt, das sind branchenspezifische Tariflöhne in einzelnen Regionen. Und in der Tat zeigt sich hier, dass die jeweiligen Tarife in vielen Branchen, wenn auch nicht in allen, in ostdeutschen Regionen jeweils teilweise signifikant unter denen in westdeutschen Regionen liegen. Begründet wird das häufig damit, daß die Lebenshaltungskosten im Osten geringer seien und die Produktivität der Betriebe hinter denen im Westen zurückläge.
Andere behaupten, die Lohnungleichheit werde dadurch verstärkt, daß Hochqualifizierte häufiger in den Westen abwandern und Geringqualifizierte zurück und unter sich bleiben. Auch die Globalisierung und der damit einher gehende internationale Wettbewerb soll eine Rolle spielen. Und es ließen sich weitere Einflussfaktoren finden, die einen Beitrag zur Lohnungleichheit zwischen Ost und West leisten, wie die Einführung von Hartz IV, der schwindende Einfluss der Gewerkschaften, nachlassende Tarifbindung u.a..
Ungeachtet dessen, daß viele dieser Begründungzusammenhänge bei näherer Betrachtung nicht besonders stichhaltig sind und für sich genommen wenig erklären, bleibt aus meiner, d.h. aus LINKER Sicht festzuhalten, daß ganz offensichtlich die Bildung des Preises für den Wert der Arbeit auf dem sogenannten freien Markt zu eklatanten Ungerechtigkeiten führt. Frauen verdienen bei gleicher Qualifikation und Leistung weniger als Männer, Zeit- und Leiharbeiter_innen verdienen weniger als die Stammbelegschaft, Ostdeutsche verdienen weniger als Westdeutsche.
Die menschliche Arbeitskraft ist eben nur theoretisch eine Ware und einer warenmäßgen Preisbildung zugänglich.
Will man dies dennoch durchsetzen, führt das 1.unweigerlich zu einem Preisverfall und in eine gnadenlose Konkurrenz. Löhne brauchen gesetzliche Leitplanken, sowohl nach oben als auch nach unten und sie brauchen eine organisierte Arbeitnehmerschaft.
Für Gute Arbeit, von der man leben kann unter Bedingungen, die der menschlichen Würde entsprechen, kämpft die LINKE und engagiere ich mich.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Nord, MdB