Wie könnte man den ÖPNV für Berliner und auch Pendler aus dem Umland attraktiver gestalten, so das mehr Menschen umsteigen vom Auto auf die Öffentlichen?
Sehr geehrter Herr G.,
eine interessante Frage, wo allerdings oft auch das Partnerland Brandenburg eine Rolle der Verantwortung trägt. Wenn es nach uns ginge, dann möchten wir zunächst, dass Schüler und Schülerinnen endlich ein kostenloses Ticket erhalten auch für Ferienzeiten wie am Wochenende, denn dann wird eine heranwachsende Generation schonmal an das Nutzen des ÖPNV gewöhnt. Leider sperren sich gegen solche Überlegungen - die es anderenorts schon länger gibt - immer noch die im gemeinsamen Verkehrsverbund eingegliederten Kommunen und auch die Landesregierung Brandenburgs.
Überhaupt ist die ÖPNV Situation zu den Nachtstunden außerhalb des Berliner S-Bahn Ringverkehrs für Schichtarbeitende katastrophal, die Taktzeiten zu den üblichen Wechselschichten in Fabriken oder Kliniken müssen ins Brandenburger Umland unbedingt dort verbessert werden, wo die meisten Berufpendler erfasst werden.
Aber wir haben natürlich auch für die Großstadt selbst unsere Konzepte wie Ideen:
- Park- und Ridehäuser für Fahrräder an ÖPNV-Stellen ermöglichen auch Auswärtigen mit ihrem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Wir kooperieren mit adfc, VCD, Initiativen und anderen Umweltverbänden, um ein weitgehend autofreies Berlin zu schaffen. Kostenfreie Park and Ride- Plätze sollen den Autoverkehr aus der Stadt fernhalten.
- Die ÖDP tritt schon lange für einen modernen ÖPNV ein, der die Umwelt entlastet und die Fahrgäste unkompliziert und effektiv zum Umsteigen bewegt. In Großstädten wie Berlin und im Fernverkehr können mehr moderne Waggons pro Zug für Entlastung sorgen.
- Auf dem Land dagegen sollten mehr Angebote entwickelt werden, die Transport nach Bedarf bieten, statt leere Geisterbusse durch die Landschaft zu schicken. Der bedarfsorientierte Ortsbus im Umkreis beispielsweise für Brandenburg an der Havel oder in Falkensee sollte nach Murnauer Vorbild Schule machen. Der ist einfach per Telefon erreichbar, auch ältere Menschen ohne Computerkenntnisse können ihn nutzen.
- Das wichtigste im ÖPNV sind einfache Regeln. Wer von einem Landkreis in den anderen fahren will, darf nicht länger genötigt werden, Tickets von zwei verschiedenen Verkehrsverbänden zu kaufen. Immerhin in dieser Hinsicht wies das 9-Euro-Ticket den richtigen Weg. Und die Busverbindungen müssen landkreisübergreifend und auch in einer Expressroute angeboten werden.
- Der Anteil des Autoverkehrs, der unsere Luft verschmutzt, muss im Stadtgebiet wie Umland zugunsten von schadstoffarmen Alternativen verringert werden. Wir sind davon überzeugt: ein ökologisch und ökonomisch nachhaltiges Verkehrskonzept ist möglich!
- Ausbau von Radschnellwegen für Pendler aus dem Brandenburger Speckgürtel entlang von S-Bahn-Linien voranbringen. Förderungsprämien für jeden bisherigen Autobesitzer bei Abgabe seines Fahrzeugs zugunsten eines elektrisch unterstützten Cargo-Bikes.
- Förderung von Fahrgemeinschaften (Garantie für die Heimfahrt durch das Unternehmen, reservierte Stellplätze, Kennenlern-Börse etc.)
- Förderung der dienstlichen Fahrradnutzung auf längerer Strecke (Einrichtung von Duschen am Arbeitsplatz, Pläne mit Fahrradrouten zum Betrieb, Prämien für Radler, sichere Abstellmöglichkeiten etc.)
- Mehr Home-Office anbieten, dann muss man gar nicht so oft in die Großstadt fahren lassen
- Würde die Gemeinwohlökonomie auch mehr auf dem flachen Land zum Tragen kommen, würde es auch gar keine so hohe Konzentration von Pendlern zu ihren Arbeitsplätzen mehr geben, da es mehr wohnortnahe Angebote für medizinische Leistungen und attraktive, regional ausgerichtete Arbeits- und Dienstleisterstätten gäbe. Dazu bedürfte es aber eines anderen Wirtschaftsförderunggesetzes wie es andere Nationen schon längst praktizieren oder kreativer ausprobieren.