Frage an Thomas Jarzombek von Juri L. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Jarzombek,
wir sind eine Gruppe von Wirtschaftsingenieuren an der TU-Berlin, die sich im Rahmen einer Projektarbeit am Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung mit dem Thema der politischen Rahmenbedingungen zur Vereinheitlichung der Ladestecker und Aufladestationen für Elektrofahrzeuge beschäftigt.
Dazu haben wir einen Fragebogen entwickelt, der den Status quo der politischen Bemühungen in diesem Bereich klären soll und aufzeigen soll in welche Richtung sich die langfristige Planung entwickelt.
Wir hoffen, dass wir mit den Resultaten der Arbeit eine Handlungsempfehlung an die Politik geben können. Daher würden wir uns über eine ausführliche Beantwortung der Fragen freuen.
Falls sie noch Fragen zur Thematik haben, finden sie eine Einleitung der Arbeit im Anhang, oder Sie können uns jederzeit per Email kontaktieren.
Dazu haben wir uns folgende Fragen überlegt:
Frage 1: Inwiefern haben Sie/Ihre Partei sich bereits mit dieser Thematik beschäftigt?
Frage 2: Welche konkreten Maßnahmen sind bereits getroffen worden, um dem Problem zu begegnen?
Frage 3: Welche Ziele möchten Sie hinsichtlich der Problematik erreichen?
Frage 4: Mit welchen konkreten Maßnahmen sollen diese Ziele erreicht werden?
Frage 5: Wo sehen Sie die größten Probleme bei der Umsetzung einer einheitlichen Ladeinfrastruktur?
Wir bedanken uns recht herzlich für die Beantwortung der Fragen und die von Ihnen aufgewendete Zeit.
Mit freundlichen Grüßen
Juri Lehmann
Sehr geehrter Herr Lehmann,
vielen Dank für Ihre Fragen.
Die Bedeutung von Elektroautos, u.a. zur Reduzierung von Schadstoffemissionen, ist von der Politik erkannt worden und wird dementsprechend auch gefördert. Der Aufbau von Batterieladestationen ist dabei schon im „Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität“ 2009 als Ziel ausgegeben worden. Nur wenn es gelingt, Lademöglichkeiten flächendeckend und in ausreichendem Maße aufzubauen, wird der Kauf eines Elektroautos für den Verbraucher interessant. Die CDU setzt sich dementsprechend für den Auf- und Ausbau der Lademöglichkeiten ein. Im Koalitionsvertrag steht deshalb auf Seite 44: „Am Ziel, eine Mio. Elektroautos in allen unterschiedlichen Varianten für Deutschlands Straßen bis zum Jahr 2020, wollen wir festhalten. Den Aufbau der entsprechenden Lade- und Tankstelleninfrastruktur treiben wir voran.“ Dies geschieht derzeit zwar noch nicht auf Bundesebene, doch als konkrete Maßnahme haben wir Modellregionen eingerichtet, in denen auf regionaler Ebene der Ausbau vorangetrieben wird.
Die internationale Angleichung der Vorschriften für Elektrofahrzeuge wurde von der Europäischen Kommission, den Vereinigten Staaten und Japan im November 2011 beschlossen. Dabei werden sich zwei neugebildete Arbeitsgruppen vorrangig mit den Sicherheits- und Umweltschutzaspekten beschäftigen. Die Vereinheitlichung der Ladestecker und Aufladestationen spielt in den internationalen Verhandlungen jedoch eine untergeordnete Rolle, da es besonders zwischen den USA und Japan, die als Stecker den so genannten Typ I benutzen, und den meisten europäischen Ländern, die den so genannten Typ II bevorzugen, große Unterschiede gibt. Der Typ I unterstützt nur das einphasige Laden, während der Typ II zusätzlich das dreiphasige Laden ermöglicht, das höhere Ladeleistungen und kürzere Ladezeiten verspricht. Deutschland hat sich daher für die Einführung des Typ II auf gesamteuropäischer Ebene eingesetzt, woraufhin die EU-Kommission die Verwendung dieses Steckers zur gemeinsamen Norm für Europa erklärt hat. Nun haben die Automobilhersteller vereinbart, alle Fahrzeuge bis 2017 mit dem Typ-II-Stecker auszurüsten. Die amerikanischen und japanischen Hersteller haben sich dieser Vereinbarung für die Fahrzeuge, die auf dem europäischen Markt angeboten werden, angeschlossen. Man kann also davon ausgehen, dass schon in wenigen Jahren eine komplette Vereinheitlichung der Ladestecker auf europäischer Ebene stattgefunden haben wird.
Bei den Ladestationen gestaltet sich diese Vereinheitlichung schon etwas komplizierter, da es hier noch keinen europäischen Konsens gibt. Allerdings schätze ich die Chancen als sehr hoch ein, dass sich ein funktionstüchtiges und effizientes System, wie z.B. das so genannte „Combined Charging System“, welches sowohl Wechsel- als auch Gleichstrom übertragen kann, als beste Lösung herauskristallisiert und sich dementsprechend auf dem Markt durchsetzen wird. Die Vereinheitlichung würde auf diesem Wege von alleine und ohne das Eingreifen des Staates vonstatten gehen. Wie bei vielen Normierungsverfahren in Deutschland ist aus meiner Sicht die Rolle des Gesetzgebers hier eher eine nachgelagerte.
Für einen detaillierteren Dialog empfehle ich Ihnen den Kontakt zu meinen Kollegen Andreas Jung und Steffen Bilger, die für unsere Fraktion die Berichterstatter beim Thema Elektromobilität sind.
Mit besten Grüßen
Thomas Jarzombek