Thomas Hartung
SPD
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Frage von Peter B. •

Frage an Thomas Hartung von Peter B. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Dr. Hartung,

wie Ernst ist ihrer Meinung nach die Schweinegrippe speziell in Thüringen zu nehmen, und wie ist der Stand der Vorbereitungen des Landes Thüringen gegen ein eventuelles Ausbreiten.

Mit freundlichem Gruß ...Peter Braun

Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Braun,

zunächst vielen Dank für Ihre Frage, die derzeit wohl viele Thüringer umtreibt.

Zunächst, keine Panik! Derzeit muss man zur landläufig "Schweinegrippe" genannten neuen Grippe sagen, dass wir erstens mit rund 40 Fällen in Thüringen noch gering betroffen sind. Zweitens sind die Krankheitsverläufe überwiegend leicht. Kaum ein Kranker muss deswegen in eine Klinik.

Dennoch besteht kein Grund zur Entwarnung. In Auswertung der Grippewellen der letzten 90 Jahre müssen wir von einem dreistufigen Verlauf ausgehen, nach dem wir jetzt in der "ersten Welle" sind. Diese ist relativ leicht.

Folgt diese Epidemie dem Modell, so wird die zweite Welle heftiger. Man rechnet dann mit Erkrankungsraten von 40-50 Prozent. Oder in absoluten Zahlen geht die britische Regierung von einhunderttausend Neuerkrankungen pro Tag aus.

Auf diese Entwicklung sind weder Thüringen noch Deutschland ausreichend vorbereitet. Gerade heute wurden Berechnungen eines Wirtschaftsforschungsinstitutes veröffentlicht, nach denen eine mittlere Grippeepidemie Deutschland ca. 124 Milliarden Euro, Thüringen allein 2,5 Milliarden Euro kosten wird.

Da bislang vor allem junge Menschen erkranken, hieße das, dass eben auch 40 Prozent der Berufstätigen ausfallen. Was das für die öffentliche Ordnung und das tägliche Leben bedeutet, ist kaum zu ermessen.

Man könnte beruhigter sein, wenn wenigstens alles getan werden würde, um die Bevölkerung zu schützen. Dem ist aber nicht so. Deutschland begnügt sich damit, für etwa 30 Prozent der Menschen Impfstoff zu kaufen. Davon werden zunächst die Mitarbeiter des Gesundheitswesens, der öffentlichen Verwaltung, der Ordnungskräfte und Politiker geimpft, was etwa 20 Prozent der Bevölkerung entspricht. Die restlichen Menschen sind, so bleibt zu hoffen, chronisch Kranke, die besonders gefährdet sind. Frankreich dagegen kauft trotz niedrigerer Bevölkerungszahl beispielsweise fast doppelt soviel Impfstoff gegen die Schweinegrippe wie Deutschland.

Als wäre das nicht genug, schafft das Land Thüringen im Gegenzug keinen saisonalen Grippeimpfstoff an. Die Gesundheitsämter seien mit Sicherheit zu überfordert, auch noch gegen die "normale Grippe" zu impfen.

Auch die bisherigen Übungen zum Umgang mit Pandemien verliefen sehr ernüchternd. Diese Art der Vorbereitung lässt Schlimmes ahnen.

Auf meiner website ( http://www.thomas-hartung.info ) finden Sie regelmäßig aktualisierte Informationen zu diesem Thema.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Thomas Hartung