Frage an Thomas Hartung von Erich-Lothar D. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
sollten Asylbewerber, die sich in Vereinen, Kirchengemeinden und Initiativen vor Ort engagieren und sich gute Deutschkenntnisse erarbeitet haben wieder ausgewiesen werden, wenn sie einen Ausbildungsplatz/Arbeitsplatz bekommen können, auch wenn die Anerkennung des Asylstatus fraglich ist?
Sehr geehrter Herr D.,
erlauben Sie mir, dass ich am Ende Ihrer Frage beginne. Leider kommt bei den Menschen, die in unserem Land Hilfe suchen, immer noch die völlig unangemessene Kategorisierung in Asylbewerber/berechtigte, Kriegsflüchtlinge oder - prinzipiell negativ konnotiert - Wirtschaftsflüchtlingen. Dabei ist es aus meiner Sicht völlig unerheblich, ob ein Mensch wegen politischer Verfolgung fliehen muss oder weil ihm der Klimawandel jede Lebensgrundlage zerstört. Auch kann man mir nicht schlüssig erklären, warum der Syrer, der vor dem Bürgerkrieg des IS flieht, schutzbedürftiger sein soll, als der Afghane der sich vor Taliban oder der Nigerianer, der sich vor Boko Haram in Sicherheit bringen will. An die Stelle der Betrachtung jedes Menschen als schutzwürdigen Individuum ist eine Kategorisierung getreten, die relativ willkürlich Schutz zugesteht oder eben nicht.
Nach dieser Einleitung können Sie meine Antwort auf Ihre Hauptfrage sicher ahnen: jeder Mensch, der zu uns kommt und sich in der von Ihnen geschilderten Weise in unsere Gesellschaft einbringt, sollte ein Recht erhalten, bei uns zu bleiben und sich, solange er bleibt, ein gutes Leben aufbauen dürfen.
Beste Grüße
Dr. Thomas Hartung