Frage an Thomas Fischer von Nicola H. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Herr Fischer,
Sie haben in Ihrer Vorstellung geschrieben, dass Ihre beiden Kinder das Gymnasium besuchen.
Wie vereinbaren Sie das mit der Forderung Ihrer Partei nach einer GEMEINSCHAFTSSCHULE für die Kinder?
Mit freundlichen Grüßen
Nicola Herbort
Sehr geehrte Frau Herbort,
vielen Dank für Ihre Frage, die mich an den Tag erinnert, an dem ich meine Selbstdarstellung für kandidatenwatch.de formulierte. Ich hatte einfach nur ausdrücken wollen, daß ich zum einen noch jüngere, eben schulpflichtige Kinder habe, die sich zum anderen in einer bestimmten Phase ihrer schulischen Ausbildung befinden. (Ich gebe gern zu, daß darin auch eine kleine Portion Stolz mitschwingt, daß meine Söhne sich selbst, aber auch im Zusammenwirken mit ihren bisherigen Schulen diese Möglichkeit erarbeiten konnten.)
Für mich entsteht kein Widerspruch zum offiziellen Parteiprogramm. Wir treten angesichts der Erkenntnisse aus den Pisa-Studien sowie denen der modernen Erziehungswissenschaft dafür ein, Kinder nicht zu früh aus einer gemeinsamen schulischen Erziehungsphase heraus zu nehmen, um sie in die herkömmlichen Schulformen Gymnasium, Real- oder Hauptschule zu stecken. Jedes einzelne Kind ist wichtig! Wir wollen mittelfristig, also etwa bis zum Jahr 2010 Haupt- und Realschulen zu integrativen Schulen zusammenführen und lehnen uns insbesondere an den skandinavischen Modellen an.
Die überzeugenden Erfolge dort leiten sich z. Bsp. auch daraus ab, daß Eltern, Erzieher und Lehrer in ein Boot geholt werden, um gemeinsam den schulischen Erfolg der Kinder zu befördern. Jede Schule hat dort fest eingestellte Sozialarbeiter, die die Kinder kennen und bei schulischen sowie außerschulischen Problemen sofort eingreifen können. Das setzt voraus, daß die Schulen mehr Eigenverantwortung erhalten, ein eigenes Personalbudget bekommen, aber sich auch regelmäßig überprüfen lassen müssen, ob sie ihre Bildungsziele tatsächlich erreichen.
Es ist klar, daß dies eine Menge Geld kostet. Wir wollen jeden fünften Euro, der ab dem Jahr 2007 aus der leidigen Mehrwertsteuererhöhung in den Berliner Landeshaushalt einfließt, in die Bildung investieren. Das sind nach der derzeitigen Einnahmeprognose des Senats ca. 120 Millionen Euro. In diesem Sinne verstehe ich das Modell GEMEINSCHAFTSSCHULE als einen Lern- und Lebensort, in dem sich Kinder und Jugendliche wohl fühlen, respektvoll behandelt werden aber auch selbst den respektvollen Umgang miteinander lernen, einfach Freude am Lernen empfinden. In so einem Modell wären meine Söhne sehr gut aufgehoben.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Fischer