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Thomas Fischer
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Frage von Stefan K. •

Frage an Thomas Fischer von Stefan K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Fischer,

ihre Partei wird von Miss Multikulti, Claudia Roth angeführt.Die grüne Zuwanderungspolitik scheint mir jedoch nicht einem Miteinander, sondern eher einem Nebeneinander verschiedenster Kulturen Vorschub zu leisten. Die meisten Köpenicker, von denen weiß Gott nicht alle Rassisten sind, lehnen mehr Multikulti in Köpenick ab. Wollen Sie sie Interessen der Mehrheit hier in Köpenick ignorieren?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Kosloswski,

in der Tat, Claudia Roth ist auch als temperamentvolle Streiterin für ein multikulturelles Miteinander bekannt, aber sie hat auch immer auf damit zusammenhängende Probleme hingewiesen. In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, daß Multikulturalität (nicht nur dieses Wort ist schwierig….) keine GRÜNE Idee ist, sondern einfach Realität in Deutschland, zu der zum Beispiel gehört, daß allein 60.000 Unternehmer türkischer Herkunft ca. 350.000 Jobs, die auch von Deutschen besetzt werden, geschaffen haben.

Aber nun zum Kern der Sache, die Grünen haben in der Rot-Grünen Koalition das Zuwanderungsgesetz und das neue Einbürgerungsgesetz letztendlich auch mit großen Teilen der CDU/CSU durch ein kompliziertes Gesetzgebungsverfahren gebracht, nachdem sich endlich auch im konservativen Lager die Erkenntnis durchgesetzt hatte, daß Deutschland seit über 50 Jahren faktisch ein Einwanderungsland ist.

So viel vielleicht erst einmal ganz grob zum Rahmen, so wie ich ihn sehe. Ich persönlich bin der Meinung, daß wir hier in Köpenick mit Migrationsproblemen so unaufgeregt und sachorientiert wie möglich umgehen sollten. Treptow-Köpenick ist ja weniger als die meisten anderen Berliner Bezirke von den Folgen der Migration betroffen. Vielleicht ist es bereits eine Binsenweisheit, daß Zuwanderer und die Alteingesessenen gemeinsam verpflichtet sind, zu einem gedeihlichen Miteinander und zu einer positiven Entwicklung dieser deutschen Gesellschaft beizutragen.

Grundlage dieser Verständigung aber, darauf lege ich wert, sind die Verfassungsordnung der Bundesrepublik und deren kulturellen Traditionen. Dazu gehören dann auch verpflichtende Sprachkurse, und zwar auch für bereits hier lebende Migranten. Dabei mag die Aufforderung des Imams, deutsch zu lernen, mehr wert sein, als Drohungen von der Politik (wenn man den Fokus hier auf diesen Teil der Problematik legen will). Ich weiß nun nicht, ob ich mit dieser meiner Position die von Ihnen angesprochenen Interessen der Mehrheit der Köpenicker treffe, aber ich denke, daß dies in eine vernünftige Richtung geht.

Sehr interessant in diesem Zusammenhang ist der Fraktionsbeschluß der grünen Bundestagsfraktion vom 30. Mai 2006, in dem umfassend die Rolle der aufnehmenden deutschen Gesellschaft und die Rolle der Migranten im Sinne gegenseitiger Rechte und Verpflichtungen beschrieben werden. Dabei werden sämtliche einschlägigen Bereiche angesprochen, von Spracherwerb, Kindergarten/Kita, Schule, Ausbildung über Arbeitsmarkt, Gleichberechtigung von Mann und Frau, politischer Teilhabe bis hin zu religiösen Fragen.

Näheres zu diesem „Integrationsvertrag“ finden sie unter http://www.gruene-bundestag.de/cms/innen_recht/dok/126/126606.perspektive_staatsbuergerin_und_staatsbu.htm
im Internet.

Beste Grüße aus Köpenick
Thomas Fischer