Frage an Thilo Hoppe von Karl-Jürgen H. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Hoppe,
wie passen aus Ihrer Sicht die Meldungen zur Erhöhung der Entwicklungshilfe für Indien zu Meldungen über das indische Mondprogramm? Ganz zu schweigen vom indischen Atomprogramm?
Auch wenn es in Indien nach wie vor große bitterarme Regionen gibt: Wäre es nicht Sache der Inder, die dort inzwischen schon längst vorhandenen Mittel für den sozialen Ausgleich im eigenen Land einzusetzen?
Befürworten Sie unter diesen Umständen weitere Entwicklungshilfe für Indien (und China)?
Mit freundlichen Grüßen
Karl-Jürgen Hanßmann
Sehr geehrter Herr Hanßmann,
Sie kritisieren in ihrer Anfrage die Tatsache, dass Deutschland mit Indien auch im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit kooperiert. Ein Land, so Ihr naheliegendes Argument, das zum "Mond strebe", müsse auch selbst in der Lage sein, die internen Probleme zu lösen. Es ist grundsätzlich richtig, dass die entscheidenden Impulse für die Zukunft aus dem Land selbst kommen müssen. Dort wird entschieden, werden Fortschritte erkämpft oder blockiert.
Wir sind jedoch der Meinung, dass man in einem Land wie Indien auf allen Feldern weiter kooperieren sollte. Der Außen-, Wirtschafts-, Umwelt- und eben auch der Entwicklungspolitik. Und dieser Meinung ist auch die indische Regierung. Wäre das nicht der Fall, hätte sie die Zusammenarbeit beendet, was mit anderen Ländern bereits geschehen ist. Weil Indien aber ein Interesse hat, in Bereichen, bei denen Deutschland über eine langjährige Expertise verfügt, zusammen zu arbeiten, geschieht dies auch weiterhin. Im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit übrigens im Wesentlichen durch Kredite, nicht durch Zuschüsse.
Im "Jargon" der Entwicklungspolitik wird Indien häufig als ein Ankerland bezeichnet. Ein Land, welches in der Region eine besondere Bedeutung hat und welches gebraucht wird, um gemeinsam globale Probleme zu bearbeiten. Ein Partner bei der Lösung globaler Fragen, wie des Klimaschutzes, der Armutsbekämpfung, des Erhalts der biologischen Vielfalt oder der Reform des internationalen Finanzsystems. Durch den Austausch von Fachwissen wird ein wichtiges Netzwerk geknüpft, von dem übrigens auch wirtschaftlich die deutsche Seite profitiert.
Generell gilt für uns, dass die Kooperation sich auf Bereiche fokussieren muss, die für beide Seiten von besonderer Bedeutung sind. Hierzu zählen wir vor allem die Bereiche Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung, sowie den Bereich der Energieeffizienz. Dabei muss sichergestellt werden, dass die Eigenbeiträge Indiens angemessen ausfallen. Wenn wir dazu beitragen, Verfahren und Wege zu transferieren - auch mit den Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit - die zu einer umweltschonenderen Lebens- und Produktionsweise beitragen, ist dies unseres Erachtens eine sinnvolle Investition. Ohne Indien beispielsweise den Klimawandel erfolgreich bekämpfen zu wollen, ist kaum denkbar.
Herzliche Grüße
Thilo Hoppe