Frage an Thilo Hoppe von Udo S. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Hoppe,
zum Verständnis meiner Frage möchte ich folgende Vorbemerkung machen:
Kürzlich wurde in den Medien über den Bau einer Straße durch die Serengeti berichtet. Diese hätte beträchtliche Konsequenzen für die Tierwelt in diesem Naturreservat. Daher möchte Minister Niebel den Bau von Umgehungsstraßen untersuchen lassen.
Dieses Thema wurde von dem Internetportal „Klimaschutz-Netz“ aufgegriffen und dort auf der Facebook-Seite diskutiert. Dabei entstand die Idee statt der Straße eine Eisenbahnverbindung zu bauen, die viel nachhaltiger wäre, da diese auch elektrisch betrieben werden könnte, z.B. irgendwann auch mit Strom aus Solarenergie. (Im sonnenreichen Tansania doch ein gute Möglichkeit der Energiegewinnung.) Meiner Meinung nach könnte eine Eisenbahnverbindung zwischen Arusha und Shinyanga die Transportaufgaben der Straße erfüllen und würde noch dazu das tansanische Eisenbahnnetz komplettieren und revitalisieren, da beide Orte bereits über Bahnverbindungen verfügen. Die Verbindung würde in etwa entlang der geplanten Südumgehung gehen.
Nun meine Fragen: Könnten Sie sich vorstellen einen Beschluss im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung anzuregen, damit die Möglichkeit einer Bahnverbindung, z.B. zwischen Arusha und Shinyanga, auch untersucht wird?
Wenn Sie sich das vorstellen können, würden Sie das dann auch tun?
Sehr geehrter Herr Schuldt,
haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage vom 27. Februar 2011. Da das Thema Ihrer Frage in den Zuständigkeitsbereich meiner Kollegin Ute Koczy fällt, würde ich gerne auf ihre Antwort verweisen, die ich weiter unten angehängt habe.
Desweiteren möchte ich hinzufügen, dass es interessant sein könnte, alternativ oder ergänzend zu einer Straßenverbindung, die nicht den Nationalpark durchschneidet (Südumgehung), eine Eisenbahnverbindung auf dieser Trasse (also nicht durch den Nationalpark führend) zu untersuchen. Diese Anregung will ich gerne weitergeben.
Mit freundlichen Grüßen,
Thilo Hoppe
Antwort von Ute Koczy (MdB Bündnis90/Die Grünen):
„Als entwicklungspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen bin ich mit dem Straßenbauprojekt in der Serengeti gut vertraut. Im August des vergangenen Jahres war ich selbst in Tansania und konnte mir bei der Reise auch ein persönliches Bild machen und mich über den Stand der Dinge in Bezug auf die geplante Fernstraße durch die Serengeti informieren. Nach der Reise habe ich das Gespräch mit verschiedenen Experten gesucht, um das Straßenbauprojekt und mögliche Alternativen zu diskutieren.
Mir ist bewusst, welchen entwicklungspolitischen Gewinn eine Verbesserung der Infrastruktur in Tansania bewirken kann. Doch selbst wenn der ursprünglich geplante Bau einer ca. 55 Kilometer langen Straße durch den Serengeti Nationalpark speziell auf die Entwicklung ländlicher Gebiete im Norden Tansanias abzielte, so wäre die Verwirklichung eine Katastrophe.
Denn die Folgen eines solchen Straßenbaus durch dieses einzigartige Ökosystem wären schwerwiegend. Der Park zählt zum Weltnaturerbe der UNESCO und weist eine enorme Artenvielfalt auf, jährlich ziehen rund 1,3 Millionen Tiere durch das Gebiet, deren Wanderung gestört würde. Das Projekt birgt die Gefahr, dem Ökosystem unwiderrufliche Schäden zuzufügen. Ich bin daher sehr daran interessiert, dass die Straße nicht durch den Serengetipark gebaut wird. Die deutsche Regierung sieht die Problematik auch und ist in unserem Sinne aktiv. Deutschland wird sich nun u.a. an einer Machbarkeitsstudie für eine „Südumgehungsstraße“ beteiligen. Auch die Weltbank ist diesbezüglich aktiv geworden und hat ihre Unterstützung für eine südliche Route zugesagt.
Dementsprechend liegt der aktuelle Fokus der Entwicklungszusammenarbeit also auf der Südumgehung. Meines Wissens sind auch die Umwelt- und Naturschützer eher daran interessiert, die Südumgehung als Alternative voranzutreiben. Darauf wird sich also auch mein Augenmerk richten. Die Frage der Eisenbahn als Ersatz kann ich vor allem auch ohne nähere Prüfung nicht beurteilen. Meine Befürchtung wäre aber, dass auch eine Eisenbahn eine Zerschneidung des Gebietes bedeuten könnte, die langfristig auch negative Entwicklungen, was Bevölkerungsansiedlung und Straßenbau innerhalb des Parks angeht, bedeuten könnte. Diese Fragen müssten daher zuerst geklärt werden."