Frage an Sylvia Löhrmann von Johannes E. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Löhrmann,
Im Rahmen eines Unterrichtsprojektes zu den Landtagswahlen in NRW 2012 haben sich die Schülerinnen und Schüler der 7.3 der Fritz-Winter-Gesamtschule Themen überlegt, die sie im Rahmen ihres Schulalltages für sinnvoll erachten. Die Schüler möchten gerne wissen, welche Relevanz ihr Thema außerhalb der Schule hat. Wir würden uns über eine Stellungnahme von Ihnen freuen.
Wir möchten mehr Demokratie und Rechte für Schüler. Das heißt, ....
1. dass wir bei der räumlichen Gestaltung und Veränderung unserer Schule mitreden und mitbestimmen wollen.
2. dass wir unsere Lehrer selbst wählen wollen, nachdem wir sie kennengelernt haben, damit es ein besseres Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern gibt.
3. dass wir unseren Essenplan vorher wählen dürfen, damit die Schüler das essen können, was sie mögen.
Was halten Sie von unseren Ideen? (Lea Köppe, Susa Holtrup, Christin Biermann, Naemi Reccius)
Mit freudlichen Grüßen
Johannes Elstner (Lehrer)
Sehr geehrter Herr Elstner,
liebe Schülerinnen und Schüler,
vielen Dank für Ihr und Euer Engagement und Eure guten Ideen für mehr Demokratie und Rechte an Euren Schulen. Dass Ihr Euch so intensiv mit Demokratie beschäftigt, ist ja schon ein entscheidender Schritt in die richtige Richtung! Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung komme ich erst jetzt dazu, Euch und Ihnen zu antworten.
Die Demokratie gerade an Schulen zu stärken, ist der Regierung aus SPD und Grünen ein wichtiges Anliegen, das die Koalitionsparteien auch im Koalitionsvertrag verankert haben. Der entsprechende Abschnitt lautet:
„Wir werden ein Gesamtkonzept der politischen Bildung erarbeiten, das gleichermaßen die schulische und die außerschulische Bildung im Blick hat. Zu einem solchen Konzept gehören die Auseinandersetzung mit neuen Formen der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an Entscheidungsprozessen, die Ermutigung zum zivilgesellschaftlichen Engagement, die Stärkung von Kinderrechten auch in der Schule, der Kampf gegen Kinderarmut und Exklusion, die Förderung einer allgemeinen Erinnerungskultur, Friedenserziehung und der Kampf gegen Extremismus und Fremdenfeindlichkeit. Die Umsetzung des Konzepts soll sich gleichermaßen in Lehrplänen, Fachunterricht, fächerübergreifendem Unterricht, außerunterrichtlichen und außerschulischen Aktivitäten niederschlagen.
Das Prinzip „Demokratie lernen und leben“ muss in der Schulentwicklung verankert sein. Mit der Einführung der Drittelparität in der Schulkonferenz haben wir hierfür in der letzten Legislatur einen Baustein geschaffen. Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Entwicklung einer Beteiligungs- und Feedbackkultur in der Schule.“
Natürlich gehört auch die räumliche Gestaltung dazu – wenn Schülerinnen und Schüler daran beteiligt werden, fördert das auch die Identifikation mit der eigenen Schule. Es gibt sogar ganze Schulen, die unter Beteiligung von Schülerinnen und Schülern gebaut wurden.
Schwieriger ist es allerdings, dass Lehrerinnen und Lehrer gewählt werden können. Dies hat zum einen rein schulorganisatorische Gründe, zum anderen spielen subjektive Faktoren hier oft eine große Rolle. Ich finde ein gutes Verhältnis zwischen Schülerinnen und Schülern mit ihren Lehrkräften sehr wichtig, aber eine Wahl ist da aus meiner Sicht nicht der geeignete Weg – sonst müssten ja umgekehrt auch Lehrkräfte ihre Schülerinnen und Schüler wählen können.
Auch dafür ist eine gute und offene Feedbackkultur wesentlich hilfreicher.
Zur Frage des Essens kann ich Euch nur den Tipp geben, dass es da mit Sicherheit schon jetzt für Euch vor Ort Möglichkeiten gibt, Einfluss zu nehmen. Das wären zum Beispiel Gespräche mit dem Anbieter des Essens, mit der Schulleitung, Schülerbefragungen – seid kreativ und nehmt Euch auch an dieser Stelle das Recht, Euch einzumischen!
Mit den besten Grüßen und allen guten Wünschen
Sylvia Löhrmann (MdL)