Frage an Sylvia Kotting-Uhl von Daniel von der G. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Kotting-Uhl,
mich, als jahrelangen "Grün-Wähler" interessiert brennend die Frage, ob die Grüne Partei tatsächlich zur Durchsetzung der Energiewende (um jeden Preis) den "Umweltschutz, den Landschaftsschutz und den Artenschutz zurückstellen" (Zitat des Grünen Umweltministers von B-W) werden. Es geht um Standorte für Windkrafträder, wie Sie sicherlich schon erraten haben.
Mit freundlichen Grüßen
Daniel von der Groeben
Sehr geehrter Herr von der Groeben,
nein, Grüne werden nicht zur Durchsetzung der Energiewende den Umwelt-, Landschafts- und Artenschutz zurückstellen, schon gar nicht "um jeden Preis".
Ich weiß nicht, in welchem Zusammenhang Minister Untersteller sich so geäußert hat - vielleicht in einer erhitzten Debatte, in der das Gegenteil von ihm gefordert wurde: die Energiewende zurückzustellen - aber ich weiß, dass er so nicht denkt. Ich bekomme auch Briefe, die mich auffordern auf Franz Untersteller Einfluss zu nehmen, dass er die Beachtung des Naturschutzes beim Ausbau der Energiewende nicht weiterhin übertreibt.
Wir Grüne stehen sowohl für Natur- und Artenschutz wie für den Ausbau der onshore-Windkraft als der derzeit wichtigsten erneuerbaren Energie. Die Energiewende ist als Ziel unverzichtbar - die Alternativen sind Klimazerstörung durch fossile Energien oder das atomare Risiko plus Anhäufung von Atommüll. Natur, Biodiversität und Umwelt haben in uns ihre politischen Fürsprecher. Da wo sich Erneuerbare Energien und der Umweltschutz gegenüberzustehen scheinen, ringen wir darum beides in einen Ausgleich zu bringen. Das ist nicht immer einfach, vor allem dann nicht, wenn Vertreter des Einen kein Argument für die Notwendigkeit des Anderen gelten lassen wollen.
Speziell zum Landschaftsschutz will ich Ihnen sagen: wir Menschen gestalten Landschaft seit wir begonnen haben uns zu zivilisieren. Wir haben Städte, Straßen, Eisenbahnnetze, Stromleitungen und vieles andere gebaut und damit die Landschaft verändert. Energie gibt es nicht ohne Eingriff in die Landschaft und ohne ökologischen Fußabdruck. Kohleabbau, Ölförderung, Uranabbau verändern Landschaft in einem ganz anderen Ausmaß und bedeuten einen weit tieferen ökologischen Eingriff als das Windräder tun. Diesen Eingriff sehen wir meist gar nicht - das Uran, das Öl, den Großteil der Kohle beziehen wir aus anderen Ländern, die den Eingriff in ihre Landschaft und die eventuellen Folgeschäden ertragen müssen. Bezüglich Braunkohle können Sie sich die Lausitz ansehen und die Menschen fragen deren Dörfer abgebaggert werden. Ich halte es für richtig, dass wir mit den Erneuerbaren neben all ihren Vorzügen auch den Eingriff in die Landschaft dahin holen, wo die Energie auch verbraucht wird. Das veränderte Landschaftsbild ist ein weiterer Zivilisationsschritt, an den wir uns wie an alle Schritte vorher gewöhnen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Sylvia Kotting-Uhl