Frage an Sylvia Canel von andreas s. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Canel,
Die FDP ist, soweit ersichtlich, die einzige Partei, die "schmerzfrei" hinsichtlich der Frage der Beibehaltung des dreigliedrigen Schulsystems ist. Was spricht aus Ihrer Sicht gegen einen neun- oder gar zehnjährigen verbindlich gemeinsamen Schulbesuch aller Kinder mit anschließender Differenzierung?
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Schmidt
Sehr geehrter Herr Schmidt,
wie kommen Sie denn darauf? Wir sind weder "schmerzfrei" noch für das dreigliedrige Schulsystem. Die FDP Hamburg greift die Empfehlungen zur Schulentwicklung der Enquète-Kommission auf. Das vorgeschlagene Modell der zwei Schulformen für Hamburg bietet eine Chance, die Qualität der schulischen Bildung zu steigern, mehr junge Menschen zu einem Schulabschluss zu führen und einen Abbau von Bürokratie durchzusetzen.
Bei der Verwirklichung ist aus liberaler Sicht zu beachten, dass
• die Selbstständigkeit der Schulen gestärkt wird;
• freiwerdende Mittel den Schulen zu Gute kommen;
• Schulprofile an Deutlichkeit gewinnen können;
• abweichend von den Empfehlungen der Enquète-Kommission die Schulen in Eigenverantwortung selbst vorschlagen können, wann sie den Umwandlungsprozess vollenden können;
• Kooperationen unter den Schulformen in den Schulkonferenzen beschlossen werden können;
• zusätzliche Unterstützung mit Beginn der 5. Klasse einsetzt.
Über die Ausgestaltung des Modells der zwei Schulformen wird die FDP mit Eltern, Schülern, Lehren, Vertretern der Kammern, der Wirtschaft und anderen einen gründlichen Diskurs führen. Ziel liberaler Bildungspolitik ist ein leistungsorientiertes, wettbewerbs-freundliches und an den wissenschaftlichen Erkenntnissen und sozialen Erfordernissen unserer Gesellschaft ausgerichtetes Bildungssystem, das allen Kindern möglichst frühzeitig sehr gute Bildungs- und Berufschancen bietet.
Die Liberalen wollen Freiheit für ein Bildungssystem in staatlicher Verantwortung, das die individuellen Bedürfnisse der Kinder und Eltern in den Mittelpunkt stellt, sich an den Lernerfolgen der Kinder messen lässt und sich im Wettbewerb nachfrageorientiert entwickeln kann.
Der Rahmen der Selbstständigen Schulen umfasst:
Handlungsfreiheit der Schulen: Budget, Personalhoheit, Organisation des Bildungsbetriebs;
Sicherung der staatlichen Verantwortung durch Ziel- und Leistungs-vereinbarungen, Vergleichsarbeiten und zentrale Abschlussprüfungen;
Schulevaluation (Begutachtung und Bewertung der Schulen) intern und durch eine externe, transparent arbeitende Agentur;
eigene Organisation und Kontrolle der Fortbildung;
Bildungspläne, die individuelle Differenzierungen zulassen;
Schulleiter, die als pädagogischer Leiter die Gesamtverantwortung tragen;
kaufmännische Geschäftsführer, die den effizienten Einsatz der Mittel sicherstellen, bei sehr kleinen Schulen ggf. auch im Schulverbund;
eine Leitungsstruktur der Schulen, die sich ausschließlich nach der Größe richtet, wobei die Besoldung der Leitungspersonen schulformunabhängig sein muss;
Die Liberalen wollen die Eigenständigkeit der Schulen stärken. Schulen, die sich auf den Weg machen, eigene lernende Unternehmungen zu werden sind auch die Schulpreisgewinner. Reinhard Kahl - Filmautor von "Treibhäuser der Zukunft" beschreibt genau diesen Weg in die Eigenständigkeit. Ein Weg der Leistungsfreude fördert, die Stärken der starken Schüler stärkt und die Schwächen der Schüler ausgleichen kann.
Integrierte Systeme sind dabei ebenso erfolgreich, wie Gymnasien. Politik sollte endlich aufhören ideologische Bildungspolitik zu machen und den Schulen selbst die Chance geben, an sich selbst zu wachsen.
Mit freundlichen Grüßen
Sylvia Canel