Frage an Sybille Benning von Chantal K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Benning,
anlässlich der Facharbeit meiner Schwester im Fach Deutsch habe ich mich mit dem Thema "Rassismus in Kinderliteratur" bzw. den unterschiedlichen Formen von Rassismus in literarischen Werken, welche an Kinder adressiert sind, beschäftigt. In diesem Rahmen kam auch die folgende Frage auf: Sollte Kinderliteratur, welche rassistische Formulierungen beziehungsweise Begrifflichkeiten aufweist, umgeschrieben werden? Wie stehen Sie als stellvertretende Vorsitzende des Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung zu dieser Frage?
Mit freundlichen Grüßen,
C. K.
Ich setze mich für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft ein. Wir sind uns wahrscheinlich auch darin einig, dass eine nachhaltige Unterstützung der von Diskriminierung betroffenen Menschen und die Bekämpfung von Benachteiligungen auf allen Ebenen ein starkes Engagement sowohl auf Bundes- und Landes- als auch auf kommunaler Ebene erfordert. Antidiskriminierungsarbeit muss als Querschnitts- und Daueraufgabe in allen Lebensbereichen und den alltäglichen Arbeitsabläufen präsent und integriert sein.
Für falsch halte ich es aber, eine politisch korrekte Sprache bekannten Kinderbüchern nachträglich zu verpassen. Gewiss werden in Märchen von den Gebrüdern Grimm bis zu modernen Autorinnen und Autoren zuweilen Gewalt geschildert, Minderheiten diskriminiert und alte Vorurteilsmuster bedient. Aber sollte man deswegen Klassiker umändern, um dem Zeitgeist zu entsprechen? Im Grunde genommen geht es doch um die Frage wie mit Büchern umzugehen ist, in denen Worte, die heute zumindest umstritten sind, damals anders konnotiert waren. Übrigens: Begriffe in Büchern, über die wir uns heute echauffieren, sind ein guter Anlass, um über semantische Veränderungen zu sprechen. Ein willkommener Lerneffekt inklusive.