Frage an Sven-Christian Kindler von Willi R. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Kindler,
nach meiner Wahrnehmung veränderten sich in den letzten 60 Jahren, trotz aller "Reformen", die Sozialsystem zum Nachteil der Bürger. In dem Zusammenhang stelle ich Ihnen die Frage:
Wie stehen Sie/Ihre Partei zu den Theorien z.B. eines Milton Friedmann?
Für Ihre Antwort danke ich Ihnen im Voraus und verbleibe,
mit freundlichen Grüßen
Willi Riebesehl
Sehr geehrter Herr Riebesehl,
wissenschaftliche Theorien sind für politisch-gesellschaftliche Diskurse eine große Bereicherung und geben immer wieder neue Denkanstöße.
Allerdings kann ich den politischen Schlussfolgerungen aus Milton Friedmans Theorie überhaupt nicht zustimmen. Friedman war ein glühender Verfechter des Kapitalismus in Reinform und war fest davon überzeugt, dass allein die Märkte die Wirtschaft effizient steuern. Dabei setzte er voraus, dass sich der Staat gänzlich aus dem Marktgeschehen heraushält und vertrat die Position, dass der Sozialstaat überflüssig sei. Das sehe ich nicht so! Außerdem unterstütze und entwickelte Milton Friedman mit seinen neoliberalen Kollegen von der Universität in Chicago die neoliberale Schocktherapie in Chile zu Zeiten der Militärdiktatur von Augusto Pinochet. Nirgend wo sonst auf der Welt wurden Milton Friedmanns Theorien so konsequent umgesetzt. Das Resultat war eine massive Verarmung breiter Bevölkerungsschichten, eine verheerende wirtschaftliche Rezession und eine Umverteilung des Reichtums von unten nach oben. Diese schlimme Zeit in Chile hat auch verdeutlicht, dass Kapitalismus und Diktatur kompatibel sind und Milton Friedmann hatte damit keine Probleme.
Wir stehen dagegen für eine sozial-ökologische Wirtschaft, die den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellt. Der Grundsatz muss sein: Wirtschaft muss den Menschen dienen und nicht die Menschen der Wirtschaft. Ein gerechtes ökonomisches System muss sich an sozialen und ökologischen Grundregeln orientieren, die nur öffentlich durch das Gemeinwesen vorgegeben werden können und in gesellschaftlichen, demokratischen Diskussionen ausgehandelt werden müssen.
Mit freundlichen Grüßen
Sven-Christian Kindler