Frage an Susanne Melior von Maximilian R. bezüglich Europapolitik und Europäische Union
Kepler-Gymnasium Freiburg
Johanna-Kohlund-Straße 5
79111 Freiburg
Neigungskurs Gemeinschaftskunde 2012/14
Freiburg, den 20.05.2014
Betreff: Anfrage des Gemeinschaftskunde Neigungskurses
Sehr geehrter Frau Susanne Melior
Als erste größere Partei in Europa forderte die SPD die Vereinigten Staaten von Europa in ihrem Heidelberger Programm von 1925, welches bis 1959 gültig war. Damals wurde von der SPD die europäische Wirtschaftseinheit gefordert, um zu einer Interessensolidarität der Völker zu gelangen. Nun ist man einige Schritte weiter und über die Wirtschaftsunion hinaus gelangt. Andrea Nahles beanspruchte die Idee der Vereinigten Staaten von Europa für Ihre Partei und spricht der SPD damit aus der Seele, welche beim Wahlthesentest der Süddeutschen Zeitung mit überwiegender Mehrheit den Vereinigten Staaten von Europa zugestimmt hat.
Wie stellen Sie, beziehungsweise Ihre Partei sich die nächsten Schritte hin zu den Vereinigten Staaten von Europa vor?
Ich möchte mich schon jetzt bei Ihnen für die zeitnahe Beantwortung meiner Frage bedanken
Mit freundlichen Grüßen,
Maximilian Rischau
Stellvertretend für den Neigungskurs Gemeinschaftskunde des Kepler Gymnasiums Freiburg
Lieber Maximilian Rischau,
vielen Dank für Ihre Anfrage über abgeordnetenwatch.de. Ich bin leidenschaftliche Europäerin und als ostgelernte Politikerin sehr froh, seit 24 Jahren durch den Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland auch Bürgerin der Europäischen Union zu sein. Das bedeutete für uns Freiheit und Frieden, wofür auch wir persönlich sehr gekämpft haben. Mein Mann und ich – wir haben uns sehr bewusst 1989 für die Sozialdemokratie entschieden, gerade wegen der immer vorhandenen internationalen Ausrichtung, dem nicht nur nationalstaatlichen Blick und dem großen Europäer Willy Brandt. Wenn Sie mich heute fragen, ob ich die Vereinigten Staaten von Europa schon sehe, dann zögere ich ein wenig. Ich kann nicht die Realität ausblenden und weiß, dass wir zuerst einmal wieder die EU vom Kopf auf die Füße stellen müssen und den Menschen zeigen müssen, dass es um sie und nicht um Banken oder Markt um jeden Preis geht. Dafür hat die SPD ein engagiertes Wahlprogramm aufgelegt, an dessen Verwirklichung ich gern in Brüssel mitarbeiten möchte. Wenn es uns gelingt, dass die Menschen wieder von ganzem Herzen JA zu dieser Europäischen Union sagen, so wie mein Mann und ich es 1989 getan haben, dann braucht es weniger Nationalstaat und mehr Europa, und dann sind wir alle auf gutem Weg. Die Vereinigten Staaten von Europa kann und wird es aber nur geben, wenn wir eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik haben und auch mit unseren Nachbarstaaten in guter Koexistenz leben. Davon sind wir zurzeit auch noch ein Stück entfernt.
Mit freundlichen Grüßen
Susanne Melior