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Susanne Hennig-Wellsow
DIE LINKE
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Frage von Tamara F. •

Es gibt jetzt ein in der EU zugelassenes Medikament gegen Corona. Es gilt als sehr effektiv. Impfpflichtdebatte abblasen?

Omikron ist die bislang harmloseste Corona-Variante. Die Impfstoffe wirken nicht mehr gut, da sie nicht auf Omikron angepasst sind. Länder mit hohen Impfquoten haben auch hohe Inzidenzen (Portugal, Bremen). Länder mit niedrigen Impfquoten ( Sachsen, Thüringen) haben teilweise niedrige Inzidenzen. Deutsche Nachbarländer sperren auf (Großbritannien, Dänemark). Und jetzt gibt es sogar noch ein von der EMA zugelassenes Medikament.

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ema-empfehlung-paxlovid-101.html

Tagesschau schreibt:
Nach der Zulassung ist Paxlovid das erste Mittel, das mit Corona infizierte Patienten zu Hause oral einnehmen können. Die Covid-Pille des US-Herstellers Pfizer gilt als sehr effektiv.

Ist die Impfpflicht nicht ein toter Gaul, von dem man absteigen müsste?

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau F.,

vielen Dank für Ihre Frage und die Erläuterungen. Entschuldigen Sie bitte, dass ich Ihnen erst jetzt antworte, ich werde deshalb in meine Antwort auch den neueren Stand einfließen lassen. Es gibt mittlerweile mehrere Medikamente, die in der EU zur Behandlung von Covid-19 zugelassen sind. Dazu zählen etwa antivirale Medikamente wie Nirmatrelvir - das ist das von Ihnen angeführte Paxlovid - und Ritonavir oder auch Tocilizumab und Anakinra, die immundämpfend wirken. Weitere Medikamente wie Baritinicib befinden sich noch im Zulassungsverfahren. Erstere können zwar bedingt einen Krankheitsverlauf im Frühstadium eindämmen, doch hierfür muss die Infektion früh erkannt werden. Die immundämpfenden Medikamente können zwar die Symptome verringern, doch wirken auch hier nur als akute Hilfe. Darüber hinaus befinden sich Medikamente wie Nirmatrelvir trotz Zulassung noch in der klinischen Entwicklung. Medikamente können bei verschiedensten Krankheitsfällen zwar die Symptome bekämpfen, doch die Impfung dient als weitreichende Prophylaxe. Selbst wenn eine Impfung die Infektion nicht verhindern kann, dämmt sie durch die gebildeten Antikörper die Infektion frühestmöglich ein, wohingegen eine Therapiemethode mit Medikamenten zwar unterstützend sein kann, aber im Zweifel zu spät erfolgt. Eine Impfung stellt somit die effektivste Vorbeugung eines schweren Krankheitsverlaufs dar und schützt zunehmend andere. Immundämpfende Medikamente beispielsweise schützen andere nicht, sondern dämmen die akuten Symptome ein. 

Beim Impfen bzw. einer Impfpflicht muss eine Rechtsgüterabwägung erfolgen - zwischen formeller Körperverletzung durch den Piers, Recht auf die Unversehrtheit des Körpers, Schutz der Allgemeinheit und Recht auf Gesundheit. Wir können insbesondere bei der Corona-Pandemie nicht zu jedem Zeitpunkt die Richtigkeit und Verhältnismäßigkeit aller und jeder Maßnahme wissen. Denn gerade hier hat die Wissenschaft in kurzer Zeit wirklich viel an Erkenntnisgewinn erlangt. Wir müssen aus meiner Sicht als Gesellschaft und auch als Politik lernen, damit umzugehen. Wichtig dabei ist aber, dass wir entsprechend den neusten Erkenntnissen handeln und auch bereit sind, Maßnahmen anzupassen. Und ich glaube, dass wir - natürlich bei aller Informiertheit - anerkennen müssen, dass wir letztlich keine Expertinnen und Experten sind, ja sein können. Und ja, im Laufe dieser Pandemie mussten hin und wieder Verallgemeinerungen vorgenommen werden, um möglichst viele der vulnerablen Gruppen möglichst gut zu schützen. Ich weiß, dass es anstrengend ist und war auf dem Laufenden zu bleiben, was gerade wann genau wo gilt oder galt. Ich weiß auch, dass nicht jeder Einzelfall und jede persönliche Lage oder Situation beachtet wurde oder werden konnte. Aber wie bei der Rechtsgüterabwägung geht es auch hier gesellschaftlich um eine Abwägung - die individuelle Freiheit des Einzelnen und das Gemeinwohl. Das sind alles keine einfachen Fragen. Ich denke aber in der Summe, dass es Aufgabe der gesamten Gesellschaft, wie auch der Politik ist, Schwache zu schützen und zu unterstützen. 

Mit freundlichen Grüßen, Susanne Hennig-Wellsow

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