Portrait von Stephan Hilsberg
Stephan Hilsberg
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Stephan Hilsberg zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Mathias K. •

Frage an Stephan Hilsberg von Mathias K. bezüglich Finanzen

Hallo Herr Hilsberg!

Sie hatten meine letzte Frage so nett beantwortet, sodass ich Ihnen erneut eine stellen möchte.
Es geht um das komplizierte Steuersystem in Deutschland. Meine Eltern beide selbstständig können seit Jahren nicht in den Urlaub fahren, weil Ihnen das Geld dazu fehlt. Ein Grund sind die Steuerberater die sie in Anspruch nehmen müssen und die jährlich hunderte Euros verschlingen.

Eigentlich müsste der Staat für die Steuerberaterkosten aufkommen, da er dafür verantwortlich ist, dass meine Eltern diese Berater brauchen.

Der Mittelstand krankt unter diesem Steuersystem und Arbeitsplätze werden so verhindert.

Und wenn sich dann jemand wie Herr Kirchhof an das Steuersystem heranwagt, wird er gleich Mundtod gemacht. Finde ich schade.

Herr Hilsberg: Warum traut sich denn kein Politiker an das deutsche Steuersystem heran? Und wer überblickt dieses überhaupt noch?

Liebe Grüße!

Mathias Klinkmüller

Portrait von Stephan Hilsberg
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Klinkmüller,

die letzten Jahre sind die direkten Steuern (Einkommenssteuer, Lohnsteuer) von der Rot-Grünen Bundes-Regierung insgesamt um mehr als 50 Mrd €, bei einem Bundes-Haushalt von ca. 400 Mrd.€, gesenkt worden.

Die Große Koalition hat die Mehrwertsteuer um 3% Punkte angehoben. Die Mehrwertsteuer ist eine indirekte Steuer und als solche unterliegt sie nicht dem Einfluss von Steuerberatern.

Effektive Steuerberater lohnen sich durch ihre steuersparende Wirkung, in der Regel sind die Steuern ohne Steuerberater höher. Andernfalls lohnen sich die Steuerberater nicht. Dann wäre zu überlegen, ob Ihre Eltern nicht auf Steuerberater verzichten und ihre Steuererklärung selber machen sollten. Bei Steuerberatungskosten in Höhe von einigen hundert € ist das durchaus zu überlegen.

Professor Kirchhof ist von der Politik sehr ernst genommen worden und mit seinen Vorschlägen sogar von der CDU im letzten Bundestagswahlkampf zum wichtigsten Experten in Sachen Finanz- und Steuerpolitik gemacht worden. Sein Steuerkonzept ist in der Öffentlichkeit breit diskutiert und auf Herz und Nieren geprüft worden . Daraufhin stellten sich für viele die Schattenseiten seines Steuerkonzeptes heraus, welches zwar sehr einfach wirkte aber sozial sehr ungerecht war und eine echte Entlastung vor allem für die Menschen mit sehr hohem Einkommen aufwies. Das heißt, es hat die Reichen einseitig begünstigt. Das hat meine Partei selbstverständlich abgelehnt, und zwar mit einer sehr differenzierten Argumentation. Meines Erachtens hat dieses Steuerkonzept viel zu dem Einbruch der CDU bei den letzten Bundestagswahlen beigetragen, weshalb nach der Wahl dort von ihm nicht mehr die Rede war. Fazit: Steuervereinfachung ist nicht alles, ein Steuersystem muß auch sozial gerecht sein, die unterschiedliche Leistungsfähigkeit der Steuerzahler berücksichtigen, und ausreichend Finanzen für die Realisierung der notwendigen Staatsausgaben zur Verfügung stellen.

Mit freundlichen Grüßen

Stephan Hilsberg