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Stephan Hilsberg
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Frage von Christoph R. •

Frage an Stephan Hilsberg von Christoph R. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Hilsberg!

Auch nach der Verabschiedung der Millenniumserklärung im Jahre 2000 leiden weiterhin Millionen Menschen weltweit unter den Folgen extremer Armut. Die Sicherung der Grundbedürfnisse aller Menschen bleibt daher zu Recht Hauptaugenmerk aktueller Entwicklungspolitik.

Meine Frage an Sie aber zielt auf einen weit zukünftigeren und generellen Rahmen. Der Lebensstandard der Ersten Welt, welcher erst durch einen enormen Verbrauch an natürlichen Ressourcen möglich wird, ist auch in Ansehung zukünftigen technischen Fortschritts nicht im Weltmaßstab übertragbar. Auch die nobelsten Intentionen der Entwicklungszusammenarbeit kommen nicht umhin anzuerkennen, dass die natürlichen Grenzen des Wachstums das Erreichen des hiesigen Lebensstandards für einen Großteil der Entwicklungsländer von vornherein rein faktisch nicht zulassen.

Daher möchte ich Sie fragen, mit welchem ethischen Konzept der Verteilungsgerechtigkeit Sie der Problematik der Grenzen des Wachstums begegnen.
Wie ist Politik ethisch zu rechtfertigen, die davon ausgehen muss, dass die Zukunftserwartung einer Vielzahl von Völkern weit hinter derjenigen unseres Volkes zurückbleibt, aufgrund der Grenzen des Wachstums gar zurückbleiben muss?

Mit vorzüglichen Grüßen,

Christoph Rostig

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Rostig,

ökonomisches Wachstum ist kein ethischer Begriff. Ob das Wachstum auf eine Wirtschaftsweise beruht, die zerstörerisch, oder gar kriegerisch (Rüstungsvorbereitung), oder ob das Wachstum z.B. auf verbesserte und produktive Wertschöpfungsketten für geringen Energieverbrauch, Erzeugung landwirtschaftlicher Güter, Bildungseinrichtungen, etc. beruht ist daher Sache unserer eigenen Entscheidung und auch der Politik. Wachstum kann daher sehr positiv sein und bleiben. Von daher sehe ich nicht die Notwendigkeit generell unser Wachstum einzuschränken. Im Gegenteil, die Fähigkeit unserer Wirtschaft zu wachsen, ist existentiell für die Herausforderungen des Klimawandels, und der weiteren Entwicklung in der Welt.

Die Frage vor der wir stehen lautet: Wie können wir unter den Bedingungen des Klimawandels, der Energiesicherheit, der menschlich notwendigen Erhöhung des Lebensstandards von Milliarden unserer Mitbürger sicherstellen, dass keine neuen Ungerechtigkeiten entstehen, dass unser zivilisatorischen Niveau aufrecht erhalten bleibt, und sich weiter entwickeln kann, und dass weitere Schwellenländer Anschluss an unser westliches Lebensniveau finden. Ich glaube, dass das möglich ist. Allerdings ist es nur erreichbar durch ein Senkung des Schadstoffausstoßes auf 1 % unseres heutigen Niveaus im Laufe dieses Jahrhunderts. Wir brauchen dafür die Kreativität unserer Mitbürger, wir brauchen deutlich mehr Energieeffizienz, und wir brauchen eine Absenkung des Energieverbrauchs in unseren Breiten. Das alles ist machbar. Wenn dadurch mehr Menschen Arbeit haben als jetzt, schafft das sogar mehr Wohlstand als heute.

mfg

Stephan Hilsberg