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Stefan Wagner
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Frage von Götz B. •

Frage an Stefan Wagner von Götz B. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Wagner,
wie aus Presse und Wahlplakaten zu erfahren ist, sind Sie der Kandidat von Bündnis 90 / Die Grünen für die Abgeordnetenhauswahlen für den Wahlkreis 7 im Bezirk Wilmersdorf-Charlottenburg.
Für welchen Kandidaten und welcher Partei ich mich bei der Wahl entscheide, mache ich diesmal besonders von der politischen und persönlichen Einstellung zur Frage des Religionsunterrichts in Berlin abhängig und ob sich ein Kandidat dafür einsetzen würde, Religionsunterricht -wie im übrigen in fast allen anderen Bundesländern üblich- als Wahlpflichtfach (zum Ethikunterricht) einzurichten.
Da es gerade in Ihrer Partei zu diesem Thema stark divergierende Ansichten gibt, bin ich an Ihrer persönlichen Einstellung dazu interessiert.
Im Voraus herzlichen Dank für Ihre Antwort und mit freundlichen Grüßen,
Götz Brunnert.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Brunnert,

vielen Dank für Ihr Interesse an meiner politischen Arbeit.
Von meiner grundlegenden politischen Haltung heraus begrüße und fördere ich durch mein persönliches Handeln die konsequente und weitgehende Trennung von "Staat" und "Kirche". Aus dieser Grundhaltung heraus halte ich die Einführung eines eigenen Unterrichtsfachs, in dem der (zeitliche und fachlich unabhängige) Rahmen für Werte und Normen aller Menschen unserer Gesellschaft besteht, für einen bildungspolitischen Meilenstein. Gerade vor dem Hintergrund, dass ich aus meiner eigenen beruflichen Anschauung weiß, dass es Oberschulen gibt, an denen schon jetzt kein einziger Schüler den Religionsunterricht freiwillig besucht, ist ein Berliner Mangel und Bedarf entstanden, die verschiedenen Kulturen in Berlin zusammenzubringen und gemeinsam im Sinne der Werte unseres Grundgesetzes zu erziehen. Dies kann ein Fach Ethik für alle Berliner Schüler leisten; ein separierender konfessionell ausgerichteter Religionsunterricht leider nicht.

Ein Fach, an dem alle Schülerinnen und Schüler teilnehmen, bietet neue Chancen für wechselseitiges Verständnis und Akzeptanz. Angesichts einer zunehmend multikulturellen Bevölkerung gibt es in Berlin einen wachsenden Bedarf an Information über die verschiedenen kulturellen, religiösen und weltanschaulichen Prägungen und an einer Verständigung über gemeinsame Regeln des Zusammenlebens auf Grundlage der Menschenrechte.
Das Praktizieren (und "Erlernen") eines Glaubens spreche ich jedem nach eigenem Maße und Bedürfnis zu; ich halte jedoch die Schule nicht für einen geeigneten Rahmen dies zu betreiben, dies sollte in der Kirche (oder Moschee oder Synagoge oder zu Hause) oder im privaten Rahmen erfolgen; es kann nicht Aufgabe des Staates sein ggf. einseitig zu propagieren, sondern weitgehend zu informieren und dem Bürger die Fähigkeit zu vermitteln, eine eigene begründete Meinung sich zu bilden.
Auch wenn Sie vielleicht eine inhaltlich andere Antwort erhofft oder erwartet haben, hoffe ich Ihre aufgeworfene Fragen hinreichend beantwortet zu haben und verbleibe

mit freundlichen Grüßen
Stefan Wagner