Frage an Stefan Urbat von Christoph S. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrter Herr Urbat,
ich habe mich bereits entschieden, Ihnen meine Erststimme zu geben. Ich halte Sie, mit großem Abstand, für den seriösesten Direktkandidaten, den dieser Wahlkreis zu bieten hat. Bei dieser Entscheidung lasse ich mich nicht von Wahltaktik leiten und folge ausschließlich meinem Gewissen. Vielen Dank für Ihre Kandidatur!
Bei der Zweitstimme sieht die Entscheidung allerdings viel schwieriger aus. Signalwirkung hin oder her: Falls Ihre Partei keine Chance hat, die 5%-Hürde zu überspringen, wähle ich lieber die Linken. Deshalb, hand auf´s Herz: Wie sehen Sie es? Hat Ihre Partei eine Chance in den Bundestag zu kommen? Kennen Sie Prognosen, denen Sie trauen und dieses für möglich halten? Ich rechne, selbstverständlich, auf Ihre ehrliche Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
C. Siegel
Sehr geehrter Herr Siegel,
zunächst einmal vielen Dank für das Kompliment und Ihr Absicht, mir Ihre Erststimme zu geben: es ist nicht einfach, in diesem Wahlkreis gegen zwei bekannte politische Schwergewichte von Grünen und SPD zu bestehen sowie gegen einen (Nur-)Direktkandidaten mit dem richtigen Parteibuch für Baden-Württemberg. Ich freue mich, dass ich im Sinne meiner Partei Ihnen die Wahrhaftigkeit vermitteln konnte, der wir und insbesondere auch ich anhängen.
Daher kann meine folgende Antwort mir sicher auch Kritiken einbringen, aber ich bin nun einmal nicht gewillt, die Wahrheit zu verbiegen:
Die Möglichkeit, die 5%-Hürde zu schaffen, besteht für die Piratenpartei Deutschland bei dieser Wahl definitiv. Ich halte die Wahrscheinlichkeit, dass wir es schaffen, jedoch für kleiner, als dass wir es nicht schaffen. Genaue Zahlen kann ich Ihnen dazu beim besten Willen jedoch nicht nennen. Im Folgenden gebe ich die besten Informationen an, die ich dazu überhaupt zur Verfügung habe - viele sind es nicht, für eine wirklich seriöse, solide Prognose fehlt es an den zugrundeliegenden Daten, die werden erst mit dieser Bundestagswahl geschaffen.
Die wenigen existierenden Prognosen sehen uns in einem Bereich zwischen 1 % und 12 % - das ist kein Witz, sondern dokumentiert die Ratlosigkeit der Wahlforscher, denen die genannten Daten fehlen.
Interessanter ist da eine andere Umfrage, einige Wochen alt: sie bescheinigt uns unter den Wählern 6% Willige, uns unter günstigsten Umständen zu wählen. Daraus folgt, dass es möglich, aber sehr schwer für uns ist, bei dieser Bundestagswahl die 5%-Hürde zu schaffen. Ich gehe davon aus, dass dieses Potenzial sowohl leicht unterschätzt wurde, als auch mittlerweile etwas gewachsen ist, vielleicht auf 7 bis 8 %. D.h. davon müssten mehr als die Hälfte uns tatsächlich am kommenden Sonntag die Stimme geben. Es gibt leider auch keine verläßlichen Daten über die Aktivierbarkeit unserer potenziellen Wähler. Ich weiß nur, dass es Wähler gibt, die uns schon bei der Europawahl gewählt hätten und auch jetzt wieder wählen werden, damals wie viele Andere aber nicht zur Wahl gingen.
Das Ganze hat auch den Charakter einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung: wenn die Wähler glauben, dass wir es schaffen, werden sie uns auch (fast) alle wählen, und wir schaffen es tatsächlich. Wenn sie daran große Zweifel haben, werden sie es nicht tun und wir an der Sperrklausel scheitern. Mehr Informationen kann ich Ihnen dazu beim besten Willen nicht geben, Sie müssen selbst entscheiden, wie weit wir unsere potenziellen Wähler zur Stimmabgabe bei uns bewegen können mögen - ist es nur die Hälfte, werden wir an der 5%-Klausel ziemlich sicher scheitern, bei einer (keineswegs abwegigen) 2/3-Aktivierung kann es bereits gelingen. Wir sind selber mehr als gespannt auf den weitgehend offenen Ausgang dieser Wahl, was uns betrifft jedenfalls.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Urbat