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Frage von Dennis L. •

Frage an Stefan Urbat von Dennis L. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Urbat,

die Region Stuttgart ist massiv von der Wirtschaftskrise betroffen. Was können Sie im Falle eines Wahlsieges für Ihren Wahlkreis Stuttgart tun?
Mit freundlichen Grüßen

Dennis Laur

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Antwort von
PIRATEN

Sehr geehrter Herr Laur,

eine solche eher allgemein gehaltene Frage (nur der Ort ist konkret) erfordert eine vielschichtige Antwort, deswegen hole ich etwas weiter aus.

Die Region Stuttgart ist v.a. geprägt von klassischem Maschinenbau und Automobilindustrie. Obwohl sie durchaus großes Innovationspotenzial hat und eine schlagkräftige industrielle Basis und gut ausgebaute Infrastruktur, gibt es hier viele Verbesserungsmöglichkeiten:

im Zeitalter von Peak Oil und immer stärker steigendem menschengemachtem Treibhauseffekt ist es sicher angebracht, künftig auf modernere, weniger auf Verbrennung fossiler Brennstoffe ausgerichtete Felder der Wirtschaft zu setzen, als das bisher der Fall war. Beispiele sind neben dem Dienstleistungsbereich und der Informationstechnik sowie Halbleiterindustrie auch nachhaltige Energiegewinnungstechniken (nicht nur Solarzellen und Windräder).

Die Ausbildung der Menschen in der Region könnte auch besser sein: Studiengebühren schrecken zur Zeit viele junge Menschen davon ab, hier in Stuttgart oder in Baden-Württemberg ein Studium zu beginnen. Auf der anderen Seite fehlt es an Integration der zahlreichen Migranten gerade auch im Ausbildungssektor, die die Region hier verstärken könnten - derzeit zieht Stuttgart und sein Umland v.a. gut ausgebildete Menschen aus NRW und Norddeutschland an, die zumindest teilweise Lücken füllen.

Aber ich erlebe in der IT-Firma, in der ich arbeite, immer noch Mangel an qualifizierten Leuten in diesem Bereich. Hier besteht zweifellos noch Verbesserungsbedarf und -potenzial.

Auch die gerade in Stuttgart ausgeprägte Exportorientierung macht uns unnötig stark von Weltwirtschaftsschwankungen abhängig. Etwas mehr regionaler/Inlandsumsatz kann eine Region hier krisenfester machen. Man sollte also auch mehr für die eigene Region produzieren bzw. Dienstleistungen anbieten. Wobei der Euroraum immerhin eine sichere Basis bietet durch die gemeinsame Währung, so ist dieser Absatzmarkt die zweitbeste Wahl nach dem Inland.

Schließlich sollte man sich seine öffentlichen Investitionen gut überlegen. Z.B. ist der Verzicht auf überteuerte Prestigeprojekte wie Stuttgart 21 (stattdessen: Kopfbahnhof 21, ist weit billiger und besser) sinnvoll, um die Mittel besser in andere sinnvolle Infrastruktur wie Bahnprojekte in ganz Baden-Württemberg zu stecken oder auch in Bildung. Nach meiner festen Überzeugung wird Stuttgart 21, wenn die Befürworter nicht doch noch im letzten Moment zur Vernunft kommen bzw. mindestens ein Vertragspartner noch 2009 aussteigt, Stuttgart und der Region schweren Schaden hinsichtlich Lebensqualität, Bahnverbindungen (!) und sonstiger Infrastruktur (zu viel Geldbindung an dieses eine Projekt) hinzufügen.

Nicht Alles davon lässt sich von Berlin aus regeln, hier sind natürlich auch Land und Stadt gefragt. Aber man kann zumindest helfend eingreifen, wenn man sich im Bundestag entsprechend einsetzt (bei S21 sind sowohl Stadt wie Land und Bund im Boot).

Mit freundlichen Grüßen, Stefan Urbat