Frage an Stefan Pohl von Roland M. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Pohl,
mit einer Mischung aus Ärger und Wut habe ich zur Kenntnis genommen, dass das Auswärtige Amt eine schon erfolgte Umstellung auf freie Software wieder rückgängig machen will [0]. Die Re-Migration kostet den Steuerzahler rund 50 Millionen Euro. Laut einem eigentlich nicht für Augen der Öffentlichkeit bestimmten Gutachten von McKinsey –wohl einem zweiten, nachdem das ersten zum selben Ergebnis gekommen war– wird festgestellt, dass es keine technischen Gründe dafür gibt. Im Gegenteil: „Während ursprünglich die mit dem Einsatz von Open Source verbundenen geringeren Kosten [die natürlich weiterhin niedrig bleiben, R.M.] das primäre Argument waren, ist inzwischen die damit einhergehende erhöhte Sicherheit ausschlaggebend.“ ([1]: 187) Ein Problem sei allerdings die Nutzerakzeptanz gewesen.
Mich würde nun interessieren, wie sie insbesondere auch im Allgemeinen zu diesem Thema stehen. Durch den breiten Einsatz von freier Software könnten jedes Jahr mehrere Millionen Euro (Steuergelder) gespart werden und das erwiesenermaßen ohne „technische Nachteile“, es könnte die heimische Wirtschaft gefördert werden und es könnte nicht zuletzt ein Zeichen gesetzt, dass einer an Mitsprache und Beteiligung interessierten Bürgerschaft den Rücken stärkt, weil „öffentlich“ entwickelte Programme und Protokolle unterstützt werden.
Daher meine knappe Frage an Sie: Sollte (in der öffentlichen Verwaltung) mehr auf freie Software gesetzt werden?
Über eine Antwort würde sicher nicht nur ich mich sehr freuen!
Mit freundlichen Grüßen,
Roland Mayer
[0] http://mail.fsfeurope.org/pipermail/press-release-de/2011q1/000182.html
[1] http://www.netzpolitik.org/wp-upload/AAmt-1-Organisationsuntersuchung.pdf
Lieber Herr Mayer,
vielen Dank für Ihre Anfrage über abgeordnetenwatch.de.
Offen gestanden bin ich kein großer IT-Spezialist. Warum das Auswärtige Amt eine erfolgte Umstellung wieder zurücknimmt, entzieht sich meiner Kenntnis, weshalb ich dazu natürlich auch keine Stellung nehmen kann.
Grundsätzlich stimme ich Ihnen aber zu, dass wenn die Kommunen - oder anderen Behörden - mit Open-Source-Software Kosten einsparen können, dies natürlich auch unbedingt genutzt werden sollte. Die von Ihnen aufgezählten Vorteile müssen deshalb selbstverständlich in einer Abwägung berücksichtigt werden, zumal die kommunalen Finanzen gerade in Rheinland-Pfalz alles andere als rosig sind.
Herzliche Grüße
Ihr Stefan Pohl