Frage an Stefan Müller von Erich G. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Müller,
ich möchte mich hier zu der finanziellen Situation der sog. Mittelschicht äußern.
Ich bin Alleinverdiener, verheiratat und habe ein Kind mit 4 Jahren.
Hier mal eine kurze Aufstellung meiner Lasten (ca. Angaben)
Einkommen Brutto: + 2.700,00€
Steuern/Abgabe - 800,00€ (Rest 1.900,00€)
Wohnen - 800,00€ (Rest 1.100,00€)
Wohnnebenkosten - 150,00€ (Rest 950,00€)
Telefon - 40,00€ (Rest 910,00€)
KFZ Unterhalt - 150,00€ (Rest 760,00€)
Fahrtkosten Arbeit - 130,00€ (Rest 630,00€)
GEZ - 17,00€ (Rest 613,00€)
Praxisgebühr - 20,00€ (Rest 593,00€)
Versicherungen - 50,00€ (Rest 543,00€)
Kindergeld + 164,00€ (Rest 707,00€)
Ich habe im Monat ca 707,00€ zum Leben für eine dreiköpfige Familie.
Das KG soll ich zwar lt. Regierung nicht für den Lebensunterhalt verwenden, aber es geht nicht anders.
Fahrtkostenerstattung bekomme ich keine.
Würde ich mein Kind in den Kindergarten schicken, was ja von der Regierung so gewollte ist, werden nochmals 170,00€ fällig.
Würde meine Frau auf die Arbeit gehen, bräuchten wir ein zweites Auto.
Ein neues Auto können wir uns nicht leisten. Also wird es wohl wieder ein altes werden = mehr Steuern, mehr Versicherung, mehr Spritverbrauch.
Das Kind müßte in den Kindergarten = 170,00€
Fazit: Das was meine Frau dazu verdienen könnte, würde die dafür notwendigen finanziellen Aufwendungen warscheinlich gerade noch ausgleichen.
Ich zähle mich NOCH zur sog. Mittelschicht.
Fiktiv fühle ich mich zu Unterschicht zugeordnet.
Ich habe keine Möglichkeiten für:
- Private Rentenvorsorge
- Geld für Autoreparatur anzusparen
- Mein Kind in den Kindergarten zu schicken
Frage:
Warum wird für die Miettelschicht, die ja bekanntlich den größten Anteil der Gesellschaft trägt, nichts getan?
Ich denke, das es vielen so geht.
Sehr geehrter Herr Günthner,
vielen Dank für Ihre E-Mail.
Sie haben Recht. Die Schicht der Bezieher mittlerer Einkommen ist in Deutschland in den vergangenen Jahren leider deutlich geschrumpft. Ihr Anteil an der gesamten Bevölkerung ging von 62 Prozent im Jahr 2000 auf 54 Prozent 2006 zurück. Auch der derzeitige konjunkturelle Aufschwung trägt leider nicht zu einer Verbesserung der Lage bei, weil die aktuellen Preissteigerungen eventuelle Lohnerhöhungen aufzehren.
Abhilfe kann in diesem Fall nur eine durchgreifende Reform der Einkommenssteuer leisten. Das Hauptproblem sind in der Regel nicht die Bruttolöhne, sondern die Abzüge für Steuern und Sozialabgaben. Es muss vom Brutto mehr Netto übrig bleiben. Ansonsten ist auch die notwendige private Rentenabsicherung nicht finanzierbar.
Die CSU wird in der kommenden Woche ein Konzept zur Reform der Einkommenssteuer vorlegen, das insbesondere Durchschnittsverdiener entlasten soll, das Problem bei der Umsetzung ist eine solide Gegenfinanzierung. Mir ist bewusst, dass die Politik in der Vergangenheit immer eine solche Reform ankündigt, ohne dass sie bisher erfolgt wäre. Die Kritik, dass die öffentliche Diskussion sich hauptsächlich mit der Verteilung von Sozialleistungen befasst und nicht mit der Unterstützung derer, die als Leistungsträger unsere Gesellschaft finanzieren, ist daher berechtigt.
Ich für meinen Teil werde alle Bestrebungen unterstützen, die zu einer Stärkung der Mittelschicht beitragen. Das Signal aus der Politik muss nämlich sein, dass wir dafür sorgen, dass niemand abrutscht und nicht nur, dass wir ihn auffangen, wenn er abgerutscht ist.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Müller, MdB