Frage an Stefan Müller von Michael B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Müller,
den Finanznachrichten /1/ haben wir entnommen, dass die CSU das Elterngeld überprüfen will, weil es viel koste und die "Vereinbarkeit von Beruf und Familie" nicht verbessert hat.
Wenn man die Nachrichten verfolgt, dann stellt mann fest, dass das Elterngeld stärker als erwartet in Anspruch genommen wird, insbesondere von den Vätern ("das Resultat einer verstärkten Inanspruchnahme der Vätermonate..."/2/) und insbesondere von den Vätern in Bayern /3/.
Sind Ihnen die 300 Millionen mehr, nicht wert, um die frühe Bindung der Kinder an ihre Väter zu fördern?
Wäre es nicht sinnvoller das "Staatsinstitut für Frühpädagogik" /4/ abzuschaffen und mit den damit gesparten Mitteln die Väter zu unterstützen?
Nun sollen die Frauen für 150 EUR/Monat drei Jahre daheim bleiben und aus dem Berufsleben ausscheiden.
Wenn die Ehe scheitert, dann soll der Mann für den Unterhalt der Frau aufkommen, denn die CSU, zusammen mit Frau Merk wollen ja das Unterhaltsrecht wieder so umbiegen, dass die Männer erneut ihr Leben lang Unterhalt zahlen sollen. /5/
Unterhalt als Geldrente ist gemäß §843 BGB eine Schadensersatzleistung.
Da diese Geldrente, laut CSU, ohne Prüfung der Berechtigung bei Zerrüttung der Ehe vom Leistungsfähigen bezahlt werden soll, entwickelt sich Unterhalt zu einer Lenkungssteuer
>>gegen<<
Familie und Kinder.
Ist der CSU eigentlich bewusst, dass DE eben aufgrund dieses antiquierten Lebensmodells, "Mutter=Heimchen am Herd" und "Vater=Ernährer", sowie der 1977 vollkommen falsch umgesetzten Reform des Familienrechts das Schlusslicht EU-weit geworden ist, siehe /6/?
Ist Ihnen bewusst, dass Sie die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie für den Vater zerstören und Sie sich damit gegen die Triade Vater-Mutter-Kind, also gg. die Familie aussprechen?
MfG
MB
/1/ http://tinyurl.com/826yhuo
/2/ http://tinyurl.com/83ehlyo
/3/ http://tinyurl.com/6ruht47
/4/ http://tinyurl.com/86o35km
/5/ http://tinyurl.com/7694odp
/6/ http://tinyurl.com/48d6h3d S. 84
Sehr geehrter Herr Baleanu,
würden Sie mir zustimmen, dass es grundsätzlich - und zwar nicht nur in der Politik - notwendig ist, die Schlagkraft einmal getroffener Regelungen immer wieder einmal zu überprüfen und gegebenenfalls korrigierend einzugreifen?
Wenn Sie mir darin zustimmen werden Sie sicher auch verstehen, was der Kern meiner von Ihnen kritisierten Äußerung ist.
Ich habe nicht etwa die Abschaffung des Elterngeldes gefordert, wie Sie offenbar meinen, sondern dafür geworben, seine Schlagkraft im Hinblick auf das Ziel einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf kritisch zu überprüfen.
Auch wenn Sie in diesem Zusammenhang ganz offensichtlich eine andere Meinung vertreten, nehme ich mir allerdings die Freiheit, es für ein richtiges politisches Ziel zu halten, die klassische Familie aus Vater, Mutter und Kind(ern) zu fördern.
Sie können diese klassische Familie von mir aus gerne auch weiterhin als „antiquiertes Lebensmodell“ diffamieren.
Unbestreitbarer Fakt ist allerdings trotz seit Langem steigenden Single-Anteils, hoher Scheidungsraten und alternativer Lebensentwürfe, dass z.B. die renommierte Shell-Jugendstudie
( http://www.shell.de/home/content/deu/aboutshell/our_commitment/shell_youth_study/2010/family/ )
im Jahr 2010 zum wiederholten Male ermittelt hat, dass mehr als drei Viertel der Jugendlichen einen positiven Familienbegriff haben und in ähnlich großer Zahl auch einen eigenen Kinderwunsch artikulieren! So antiquiert, wie Sie es hinstellen, kann dieses Lebensmodell dann also gar nicht sein.
In meinen Augen ist und bleibt es eine Aufgabe des Staates, Familien in diesem Sinn möglichst gute Rahmenbedingungen zu bieten. Dazu gehört unbedingt auch Wahlfreiheit bei der Kinderbetreuung, die wir durch das Betreuungsgeld ermöglichen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Müller, MdB