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Frage von Guido F. •

Frage an Stefan Müller von Guido F. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Müller,

3.3 Mio. Bundesbürger sind alkoholabhängig oder konsumieren missbräuchlich, 9,5 Mio. trinken täglich gesundheitsschädliche Mengen und mehr als 73.000 sterben jährlich aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums (vgl. http://tinyurl.com/DHS-Alko ). 393.000 Personen wurden im Jahr 2008 wegen alkoholbedingter Krankheiten behandelt, 333.000 davon wegen psychischer und Verhaltensstörungen. Alkoholkonsum ist damit für 60-mal so viele Behandlungsfälle verantwortlich wie der Gebrauch von Cannabis (*).
Zudem verfünffachte sich die Zahl der wegen Alkoholvergiftung in ein Krankenhaus eingelieferten Jugendlichen in den vergangenen 20 Jahren. Allein zwischen 2002 und 2008 verdoppelte sie sich. Im Jahr 2007 wurden mehr als 23.000 Fälle verzeichnet (vgl. http://tinyurl.com/3t3jmve ).

In einem Brief an den DHV ( http://tinyurl.com/667v372 ) verteidigen Sie die Strafverfolgung gegen Cannabiskonsumenten mit einem Verweis auf gesundheitliche Risiken.
Warum habe ich angesichts der Tatsache, dass Alkohol in jeder Hinsicht eine weitaus gefährlichere Droge als Cannabis ist (vgl. http://tinyurl.com/DroRan2 , http://tinyurl.com/2jmp5r , http://tinyurl.com/35rhl35 , http://tinyurl.com/3azcw6w , http://tinyurl.com/Krumdiek ), von Ihnen noch nie die Forderung nach einer Strafverfolgung wegen der Herstellung, des Erwerbs oder des Besitzes von Alkohol vernommen?
Ist Drogenpolitik nicht grundsätzlich unglaubwürdig, wenn man eine der gefährlichsten Drogen von der ansonsten geltenden Verbotspraxis ausnimmt?

Wie ist die massive Strafverfolgung gegen erwachsene Cannabiskonsumenten im Namen der Volksgesundheit, mit weit mehr als 100.000 Strafverfahren jährlich (vgl. http://tinyurl.com/yc64eol ), überhaupt zu rechtfertigen, wenn die tödliche Droge Alkohol schon legal an Minderjährige abgegeben werden darf?

Freundliche Grüße
Guido Friedewald

* "Diagnosedaten der Krankenhäuser ab 2000" über www.gbe-bund.de, Stichwortsuche: Alkohol, bzw. Cannabinoide

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Friedewald,

ob es sinnvoll ist, die Gefährlichkeit einzelner Drogen gegeneinander aufzuwiegen, will ich einmal dahingestellt lassen. Nicht sinnvoll ist es in meinen Augen jedenfalls, Cannabis und andere Drogen allein deshalb weniger kritisch zu sehen und laxer zu handhaben, weil es auch mit der Volksdroge Alkohol unbestritten massive Probleme gibt.

Alkohol ist -- da haben Sie völlig Recht -- neben Nikotin die wohl am weitesten verbreitete und missbrauchte Alltagsdroge. Gerade das seit einiger Zeit immer wieder in den Medien aufgegriffene, völlig unkontrollierte Komasaufen Minderjähriger macht auch mir große Sorgen.

Allein mit Aufklärungskampagnen wird man dieses Problems wohl nicht Herr werden, auch weil sehr viele Eltern leider selbst einen allzu zu sorglosen Umgang mit Alkohol pflegen.

Ich wäre deshalb grundsätzlich dafür, die Möglichkeiten Alkohol zu erwerben (Stichwort Rund-Um-Die-Uhr-Verkauf z.B. an Tankstellen) stark einzuschränken, Alkohol deutlich zu verteuern und die Abgabe von Alkohol an Jugendliche unter empfindliche Strafen zu stellen. Erwachsene sollten für die Behandlung medizinisch klar zuzuordnender Folgen von Alkoholmissbrauch selbst herangezogen werden.

Allerdings bezweifle ich vor dem Hintergrund des Ausmaßes, das Sie ja auch mit vielen Zahlen untermauern, dass es möglich ist, für solche Maßnahmen demokratische Mehrheiten zu organisieren.

Mit freundlichen Grüßen
Stefan Müller, MdB