Portrait von Stefan Kaufmann
Stefan Kaufmann
CDU
0 %
/ 4 Fragen beantwortet
Frage von Reinhard G. •

Sollte nicht bei jeder wissenschaftlichen Studie, die veröffentlicht wird, aus Transparenzgründen immer gleich angeben werden, wer die Studie finanziert?

Sehr geehrter Herr Kaufmann,

eine wissenschaftliche Studie, die Greenpeace finanziert, könnte zu etwas anderen Ergebnissen führen, als eine, die beispielsweise vom Bayer-Konzern finanziert wird.

Sogenannte „An-Institute“ werden einer Hochschule angegliedert – ohne dass der Öffentlichkeit immer klar ist, von wem sie finanziert werden. https://de.wikipedia.org/wiki/An-Institut

Das „Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft“ (HIIG) wurde beispielsweise mit einer Finanzierung von Google gegründet. https://www.avhumboldt.de/?p=8124

Sollten in solchen Fällen nicht auch die Kooperationsverträge sofort offengelegt werden?

Sollte die Öffentlichkeit nicht immer darüber informiert werden, wenn Drittmittel in die Forschung fließen?

Wie könnte die Forschung unabhängiger werden?

Mit freundlichen Grüßen

Portrait von Stefan Kaufmann
Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr G.,

vielen Dank für Ihre E-Mail. Drittmittel gehören zum Alltag eines jeden Forschers. Zur Arbeitsweise in der Forschung gehört auch Transparenz bei solchen Drittmitteln. Sowohl öffentliche als auch private Drittmittegeber knüpfen diese Vergabe an Bedingungen über den Gegenstand der Forschung und nicht über Ergebnisse der Forschung. Wenn ein Automobilhersteller Drittmittel an für ein ingenieurswissenschaftliches Institut vergibt, darf er auch erwarten, dass das Projekt einen Erkenntnisgewinn für die Automobilbranche liefert. Drittmittelgeber sind keine Mäzene. Kein seriöser Wissenschaftler würde aber vorab bestellte Ergebnisse eines Forschungsprojekts liefern. Studienergebnisse müssen sich vor Veröffentlichung in der im wissenschaftlichen Diskurs bewähren, Fachkollegen begutachten Zwischenergebnisse kritisch, stellen Rückfragen und weisen auf Fehler hin.

Das „Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft“ ist kein An-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin. Diese finden Sie hier, ebenso die Satzung, die ein An-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin erfüllen muss sowie einen Standardkooperationsvertrag: https://www.hu-berlin.de/de/forschung/kooperationen/kooperationsformen/an-institute/an-institute Das macht deutlich, dass die Universitäten selbst ein großes Interesse daran haben, transparent darzustellen, wer unter ihrem Namen fungiert.

Das „Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft“ ist ein privates gemeinnütziges Forschungszentrum (rechtlich organisiert als gGmbh). Träger des Instituts sind neben der Humboldt-Universität zu Berlin weitere seriöse Berliner Wissenschaftseinrichtungen. Die Teilträgerschaft heißt nicht, dass es ein An-Institut und damit Teil der Humboldt-Universität zu Berlin ist. Dennoch legt es Wert auf Unabhängigkeit und Transparenz. Die Gründungsspende von Google wird nicht verheimlicht: https://www.hiig.de/finanzierung/ Des Weiteren veröffentlicht das Institut Jahresabschlüsse, Transparenzberichte, Forschungsberichte etc.: https://www.hiig.de/presse/downloads/#berichte

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Stefan Kaufmann

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Stefan Kaufmann
Stefan Kaufmann
CDU