Frage an Stefan Kaufmann von Uta H. bezüglich Verkehr
sowie Städtebau u. Stadtentwicklung, Demokratie u. Bürgerrechte etc
Sehr geehrter Herr Kaufmann, das Thema Stuttgart21 wollen Sie u. Ihre Parteifreunde sehr bemüht aus dem Wahlkampf heraushalten. Warum ?
Werden Sie nicht auch langsam nachdenklich und hellhörig, wenn sich ein nach dem anderen die von den S21-Gegnern aufgezeigten Missstände bewahrheiten? Lässt Sie die davongaloppierende Kostensumme aufhorchen, die einen ökonomisch erfolgreichen Bau und Betrieb verunmöglichen? Sind Sie besorgt über die vielen fehlenden genehmigungsfähigen Planungen, angefangen beim Grundwassermanagement bis hin zum Brandschutz/Katastrophenschutz im Tiefbahnhof und in den Tunnelröhren? Der jüngste Vorfall in Untertürkheim mit der nächtlichen Lärmbelästigung (gemessene 102 dB), die v. d. Ingenieuren22 in 2012 hätte gerne simuliert werden wollen (Ablehnung der Simulation wg. Überschreitung der Lärmgrenzwerte um über 20 dB !!! ), anhand des Ergebnisses die Lärmimmission hätte voraus bekannt sein können, spricht Bände über die brachiale Art und Weise der Bahn. und und und. Alle diese Details wurden vor der Volksabstimmung bewusst und bemüht unterdrückt, obwohl sie zu großen Teilen bei CDU SPD FDP FW, Bahn, Landtag, Stadt Stgt. bekannt waren (Kostenanstieg über die Grenze von 4,025 Mrd. Euro, Vergleich der Leistungsfähigkeit zwischen dem bestehenden Kopf- und dem neu zu bauenden Durchgangsbahnhof ... ). Lediglich die Grünen und die Linke haben auf die vielen Unzulänglichkeiten hingewiesen und sind verlacht worden. Nun wird überdies bekannt, dass von Öttinger und Schuster Verträge abgeschlossen worden sind, die das Land und die Stadt weitgehend der Einflussnahme und Informationsberechtigung entheben. All das war der Politik weitgehend bekannt u. wurde dem Bürger als Information vorenthalten, stattdessen wurde ein falsches Ausstiegskostenhorrorszenarium gezeichnet.
Angesichts dieses Desasters muss ein vernunftbegabter Mensch doch innehalten, nachdenken u. umkehren. Tun Sie das?
mfG - U. Hees
Sehr geehrte Frau Hees,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Aus dem Wahlkampf will ich das Thema Stuttgart 21 nicht heraushalten. Gerne nehme ich sachliche Kritik der Gegner des Projekts auf und versuche zu erreichen, dass Probleme von den Projektpartnern und insbesondere dem Bauherrn Dt. Bahn behoben werden. Für mich steht dabei die Frage im Vordergrund, wie das Projekt mit möglichst geringen Mehrkosten zügig verwirklicht werden kann. Worum es nach der Legitimation durch die Parlamente, der Volksabstimmung und nach erfolgtem Baubeginn und Auftragsvergaben mit großem Volumen nicht mehr gehen kann, ist die Frage, ob Stuttgart 21 gebaut werden soll oder nicht. Dies sehen im Übrigen alle großen Parteien mit Ausnahme der Linken so.
Ich bin über Missstände und Probleme beim Projekt Stuttgart 21 nicht glücklich und scheue mich auch nicht, die Bahn zu kritisieren. Ich rede Missstände aber auch nicht herbei. Jüngstes Beispiel ist der Bahnhofsturm. In einer Festschrift der Bundesbahn wurde erwähnt, dass er auf Holzpfählen stünde, obwohl historische Dokumente das Gegenteil belegen. Schon wieder war ein kleiner Skandal geboren. Inzwischen gibt selbst die Kontext-Wochenzeitung zu, dass die Bahn in diesem Punkt wohl recht hatte.
Für mich ist klar: Mehrkosten hat der jeweilige Verursacher zu tragen. Für Planungsfehler der Bahn muss diese selbst aufkommen. Für Zusatzwünsche der Projektpartner müssen diese auch gemeinschaftlich aufkommen. Andernfalls muss eben auf eine bessere Lösung - beispielsweise auf den Fildern - verzichtet werden.
Gerne stehe ich Ihnen zu Stuttgart 21 auch in einem persönlichen Gespräch Rede und Antwort. Bitte wenden Sie sich doch bei Interesse zur Terminvereinbarung an mein Wahlkreisbüro (Tel. 0711/ 90 72 99 10).
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Stefan Kaufmann