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Stefan Kaufmann
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Frage von Heike E. •

Frage an Stefan Kaufmann von Heike E. bezüglich Familie

Sehr geehrter Herr Dr. Kaufmann,

mich würde interessieren, wie Sie zum Thema Betreuungsgeld stehen, also dem Plan, Familien, die ihre Kinder nicht in den Kindergarten schicken, dafür mit 150 € zu bezahlen.

Zum einen sind die Betreuungsmöglichkeiten hier in Stuttgart, insbesondere auf den Fildern, sehr spärlich gesät, so dass insbesondere Frauen schlichtweg gezwungen sind, die gesamten drei Jahre Elternzeit auszuschöpfen, ob sie wollen oder nicht, ob der Arbeitgeber davon begeistert ist oder nicht, ob das für die Familie finanziell tragbar ist oder nicht. Ich habe den Verdacht, dass sich der Staat durch diese 150 € einfach freikaufen will vom eigentlich dringend notwendigen Ausbau der Kinderbetreuung.
Hier wird die Wahlfreiheit von Frauen - Familie und Beruf gegen nur Familie - auf eklatante Weise beschnitten. Ganz zu schweigen von den negativen Folgen für Kinder, die in Familien aufwachsen, in denen der Fernseher das Erziehungsinstrument der Wahl ist. Diesen Kindern die Möglichkeit zu nehmen, frühzeitig zu lernen, positiv gestärkt zu werden und neue Dinge auszuprobieren, ist schlicht eine Katastrophe. Die wahrscheinlichen Folgen: Schulabbruch, keine Ausbildung, Hartz-IV-Empfänger, evtl. Kriminalität.

Und das alles nur, um eine Ideologie durchzusetzen - denn faktische Argumente für das Betreuungsgeld sind mir bisher nicht bekannt. Gleichbehandlung der zu-Hause-erziehenden Familien, da ja so viel Geld für Kinderbetreuung ausgegeben wird? Na, dann hätte ich gerne auch meinen Anteil an den Bank-Garantiemilliarden, denn da fühle ich mich auch nicht gleich behandelt.

mit besten Grüßen,

Heike Engelhardt

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Sehr geehrte Frau Engelhardt,

zunächst einmal möchte ich mich bei Ihnen für Ihre Frage bedanken. Sie sprechen mich auf das momentan heißdiskutierte Thema Betreuungsgeld an.

Ich verstehe Ihren Ärger sehr wohl, denn wo Betreuungsmöglichkeiten fehlen, bleibt Eltern häufig keine andere Wahl: sie müssen ihre Kinder zuhause betreuen. Allerdings ist es auch so, dass sich Bund, Länder und Gemeinden bereits im Jahr 2007 darauf geeinigt haben, dass 2013 ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab einem Jahr eingeführt wird. Sicherlich bedarf es noch einer großen Anstrengung, dies umzusetzen. Ich bin aber zuversichtlich, dass es gelingen wird.

Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist festgehalten, dass auch das Betreuungsgeld erst im Jahr 2013 eingeführt werden soll. Bis dahin ist also noch genügend Zeit, die Argumente gegeneinander abzuwägen und eine optimale Lösung zu finden. Im Zuge des Ausbaus von Kita-Plätzen wird sich zeigen, wie sich die Situation im Betreuungsbereich entwickeln wird.

Wie meine geschätzte Kollegin Ursula von der Leyen vor kurzem in der ARD verdeutlichte, muss darüber hinaus zunächst klar sein, was mit dem Betreuungsgeld erreicht werden soll. Ich stimme ihr vollkommen zu: Es muss darum gehen, wie man gute Erziehung, die zuhause stattfindet, honorieren kann, ohne die Kinder von öffentlicher Bildung auszuschließen. Ich denke, dass dies unsere neue Familienministerin Kristina Köhler genauso sieht.

Mit Ihnen bin ich der Meinung, dass das Betreuungsgeld nicht dazu führen darf, dass Eltern ihre Kinder aus der Kita nehmen und der Fernseher zum präferierten Erziehungsinstrument wird. Es ist mir jedoch wichtig zu betonen, dass es nicht darum geht, Kindertagesstätten und die Betreuung zuhause gegeneinander auszuspielen, sondern darum, Möglichkeiten zu schaffen, damit beides sich sinnvoll ergänzt.

Die Thematik des Betreuungsgeldes wird jedenfalls in den kommenden drei Jahren in allen Details diskutiert werden. Am Ende wird - davon bin ich überzeugt - eine praktikable Lösung stehen, die auch den bestehenden Lebenswirklichkeiten Rechnung trägt.

Ich hoffe, ich konnte Ihre Frage zu Ihrer Zufriedenheit beantworten und verbleibe mit besten Grüßen

Ihr
Dr. Stefan Kaufmann

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