Frage an Simone Violka von Georg W. bezüglich Finanzen
Sehr geehrte Frau Violka,
vielen Dank für die Beantwortung meiner Frage!
In einem Punkt möchte ich Ihnen Recht geben:
Das sozialistische System stellt für mich ebenfalls keine Alternative dar, der real existierende Kapitalismus alledings auch nicht.
Für Sie etwa?
Ich muß Ihnen als Mitglied des Finanzausschußes nicht vorrechnen, wie sich die Schuldenlast im Bund, Ländern und Kommunen in den letzten 50 Jahren entwickelt hat. Sicherlich, es gibt kapitalistische Länder, in denen die Staatsverschuldung nicht so stringent verlief wie bei uns (z.B.:USA), bei denen haben wir aber sehr hohe Verschuldungsraten in der Bevölkerung.
Wie Herr Schieschnek schon geschrieben hat betragen die Kapitalkosten in den Produkten über 30% (in den 70er Jahren waren es "nur" um die 15%). Ich frage mich, wie viel Zinswirtschaft können wir uns noch leisten, bevor unsere Wirtschaft kollabiert.
Deswegen noch einmal die Frage: Glauben Sie an dieses kapitalistische System?
(Achtung: Ich setze Kapitalismus NICHT gleich mit Marktwirtschaft, im Gegenteil: Die Marktwirtschaft würde viel besser funktionieren ohne Kapitalismus)
Es freut mich zu sehen, daß sozialdemokratische Politiker sich langsam diesem Problem zuwenden: So war Wolfgang Thierse einer der ersten, sie sich die Regiowährung "Berliner" besorgten.
Und kürzlich hat Klaus von Dohnanyi in einem Interview gesagt:
"...Wir haben generell das Problem, das Leute, die Kapital haben und es nicht brauchen, durch Zinsen natürlich hinterher noch mehr haben. Das sind alles Probleme, mit denen wir uns intensiv auseinandersetzen müssen..."
Sie glauben es gäbe keine Alternative. Wir müssten beim Geldsystem anfangen zu verändern (die Regiowährungen machen es vor...). Das müsste diskutiert werden, auf nationaler aber auch internationaler Ebene.
Mit freundlichen Grüssen:
Georg Weisfeld
Sehr geehrter Herr Weisfeld,
ich glaube an die Demokratie und die damit verbundene soziale Marktwirtschaft. Wie die Marktwirtschaft außerhalb des Kapitalismus funktionieren soll erschließt sich mir nicht. Sie haben recht mit der Verschuldungsproblematik in den verschiedenen Kommunen, Ländern und des Bundes sowie der privaten Schulden, der muss man mit einer konsequenten Entschuldungspolitik begegnen. Das geht aber nur, wenn die dazu nötigen Einschränkungen von der Gesellschaft mit getragen werden, leider werden gerade diese Einschränkungen oft, vor allem in Wahlkampfzeiten, kritisiert und von der Entschuldung abgekoppelt. Denn verteilt werden kann nur was erwirtschaftet wurde und wenn in der Vergangenheit zu viel verteilt wurde, dann muss heute und zukünftig diese Ausgleich durch sparen wieder hergestellt werden. Ohne Einschränkungen geht das nicht. Noch mal, ich habe nichts gegen regionale Währungen. Doch sie lösen nicht grundlegende globale Probleme.
Natürlich gibt es Menschen die mehr haben als sie brauchen. Aber wer bestimmt das? Und mit welchem Recht? Ich versuche lieber diese Menschen mehr am Gemeinwohl zu beteiligen als ihnen ihr Vermögen vorzuwerfen. Es gibt nämlich sehr viele Menschen, die "geben". Nur hängen sie das nicht permanent an die große Glocke.
Mit freundlichen Grüßen,
Simone Violka, MdB