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Simone Tolle
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Frage von Severin W. •

Frage an Simone Tolle von Severin W. bezüglich Energie

Sehr geehrte Frau Tolle,

nach meinem derzeitigen Informationsstand ist Deutschland die letzte große Industrienation die am Atomausstieg festhält. Denken Sie nicht das man durch den, von Rot-Grün beschlossenen, Atomausstieg zum energiepolitischen Geisterfahrer wird?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Wagner,

ich bin eher der Meinung, dass man rückwärtsgewandt ist, wenn man noch an der Atomkraft festhält. Ich will das an einigen Aussagen, die von Atomkraftbefürwortern immer wieder gebracht werden, begründen:

1. "Atomkraft ist sicher"
Atomkraft ist lebensgefährlich, das bewies zuletzt eine unabhängige Studie, die einen Zusammenhang zwischen der Leukämiesterblichkeit von Kindern und Atomkraftwerken festgestellt hat. Zudem will ich verweisen auf die vielen Unfälle, z.B. vor 2 Jahren in Forsmark. Und: Vergessen Sie Tschernobyl nicht. Noch heute müssen viele Menschen aus dieser Gegend die Folgen tragen und wenn Sie die Presse in letzter Zeit verfolgt haben: Auch bei uns sind die Pilze immer noch verstrahlt.

2. "Atomkraft ist billig"
Atomkraft ist teuer, denn ExpertInnen schätzen, dass die AKWs in Deutschland mit 100 Milliarden Euro subventioniert werden. Es wird also mit Ihrem oder meinem Geld dieser Wirtschaftszweig massiv gestützt. Und - denken Sie mal nach: Haben Sie vom angeblich billigen Atomstrom etwas bemerkt? Im Gegenteil, der Strompreis ist in den letzten Jahren um 50 % gestiegen. Vom Atomstrom haben nur die Stromkonzerne was, denn mit jedem abgeschriebenen AKW machen sie 1 Mio Euro Reingewinn am Tag.

3. "Atomkraft ist Klimaschutz"
Um einen Klimaschutzeffekt zu erzielen, müssten weltweit bis 2030 1200 neuen AKWs gebaut werden. Außerdem sollten Sie mal vergleichen: 1 kWh Atomstrom verursacht 126 g CO2, 1 kWH Windstrom setzt nur 22 g frei. Von der Abhängigkeit vom Uran will ich gar nicht reden, außerdem ist auch Uran ein endlicher Rohstoff. Und schließlich: Wo entsorgen wir den Müll? Ein still gelegtes AKW strahlt mehrere hundert Jahre weiter. Wollen Sie Ihren Kindern ein solches Erbe hinterlassen? Wo soll der ganze Müll gelagert werden?

Der Ausstieg aus der Atomenergie ist ein grünes Herzensprojekt und ich halte ihn für eine richtige und zukunftsweisende Entscheidung. Bereits heute decken erneuerbare Energien 14 % des deutschen Energiebedarfs, bis 2030 werden es 30 % sein. Wenn man weiß, dass die AKWs in Deutschland 22 % des Strombedarfs decken, dann können wir sehen, dass die "Erneuerbaren" diese rückwärts gewandte Technik von gestern ersetzen können. Und am Rande bemerkt: Die Sonne schickt uns keine Rechnung. :-)

Mit sonnigen Grüßen
Simone Tolle, MdL