Sehr geehrte Frau Brünnel, wie ist Ihre persönliche Meinung zur gendersensiblen Sprache und welchen Stellenwert hat diese im Kampf für Geschlechtergerechtigkeit?
Sehr geehrte Frau G.,
Sprache ist ein Spiegel der Zeit, sie befindet sich stets im Wandel und passt sich den gegenwärtigen Vorstellungen der Gesellschaft an. Je nach Gebrauch kann Sprache integrieren oder ausgrenzen bzw. unsichtbar machen. Deshalb befürworte ich geschlechtergerechten Sprachgebrauch, denn unsere Gesellschaft ist divers und sollte so auch abgebildet werden.
Studien zeigen, dass eine Nicht-Benennung Einfluss auf unsere Vorstellungen haben. Bei der Verwendung des generischen Maskulinums wird zunächst eine männliche Person assoziiert, erst anschließend erfolgt eine Interpretation, ob eine Frau mitgemeint ist.
Zudem konnte nachgewiesen werden, dass Frauen und Mädchen einen Beruf ansprechender finden, wenn die Berufsbezeichnung in männlicher und weiblicher Form aufgeführt wird. Insbesondere Mädchen bewerten dann männlich dominierte Berufe als zugänglicher und als realistische Option bei ihrer Berufswahl. Eine diverse Sprachgestaltung kann deshalb zu einer gleichberechtigteren und diskriminierungsärmeren Gesellschaft beitragen.
Wir GRÜNEN gendern, denn – eine geschlechtergerechte Sprache kann einen Beitrag zur Sichtbarkeit leisten. Wir bevorzugen – neben dem Gebrauch von neutralen Formen wie die Studierenden – das Gendern mithilfe des Gendersternchens. Der Vorteil hierbei ist, dass, neben der Sichtbarkeit der weiblichen und männlichen Form, das Sternchen als Platzhalter für die Personen steht, die sich nicht mit den dichotomen Geschlechterkategorien identifizieren möchten oder können.
Mi freundlichen Grüßen
Silvia Brünnel