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Silke Launert
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Frage von Wilfried M. •

Sehr geehrte Frau Launert, der Eichmann-Prozeß wurde weltweit im Fernsehen übertragen(1). Hat die Übertragung der Wahrheitsfindung gedient? MfG W.Meißner 1) https://www.youtube.com/watch?v=RKErBvvEDDM

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr M.,

welche Wahrheit hätte es Ihrer Meinung nach noch finden oder nicht finden können in einer weltweiten Fernsehübertragung? Nach der Verhaftung Eichmanns 1960 wurden mehr als 9 Monate lang mehrere tausende Beweisstücke gesammelt. Während des Prozesses mehrere hundert Zeugen aufgebracht und durch den Angeklagten wurden seine eigenen Praktiken zu keinem Zeitpunkt abgestritten. Lediglich das Ausmaß seiner Beteiligung am Holocaust stritt Eichmann ab und auch diese Aussagen konnten bereits Monate im Voraus durch die Aktenlage klar widerlegt werden.

Eichmann war ganz klar, und das war nicht erst 1960 oder auch erst 1950 sondern schon lange davor klar, eindeutig beweisbar ein Mörder von mehreren Millionen unschuldiger Menschen. In einem derartig klaren Fall, mit diesen Ausmaßen niemals vorher dagewesenen und auch hoffentlich nie wieder existierenden, grausamen Mordes gab es keine Wahrheit mehr zu finden.

Sollte Sie der Eichmann-Prozess und die damit verbundenen Thematiken näher Interessieren, empfehle ich herzlich an die jeweils hochgradig renommierten Lehrstühle verschiedener Universitäten und Hochschulen heranzutreten oder zum Einstieg weit bekannte Literatur von beispielsweise:

  • Hannah Arendt: Eichmann in Jerusalem.
  • Raphael Gross: Eichmann-Prozess. In: Dan Diner (Hrsg.): Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur
  • Christina Große: Der Eichmann-Prozeß zwischen Recht und Politik

zu lesen.

Bestimmt finden Sie auch Literatur über das israelische Staatsrecht der 1960er Jahre, diese liegt mir jedoch spontan nicht vor.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Silke Launert, MdB

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