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Silke Launert
CSU
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23 / 27 Fragen beantwortet
Frage von Wilfried M. •

Hallo Frau Dr. iur. Launert, werden Sie noch antworten auf die seit Jahren offenen Fragen bitte (1) oder (ggf. weswegen) nicht? Mit frdl. Gruß Dipl. med. W. M.

1) Gemeint sind die Fragen von Diana N. vom 07. Februar 2016 - 13:31 Uhr: https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/silke-launert/fragen-antworten/255046

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Antwort von
CSU

Sehr geehrter Herr Dipl. med. M.,

zunächst möchte ich den Satz um den es sich bei der ursprünglichen Frage handelte erneut darstellen:

"Insbesondere bin ich überzeugt davon, dass eine während eines Gesprächs laufende Kamera Einfluss nehmen kann auf das Aussageverhalten der Beteiligten"

Die ersten beiden Fragen möchte ich zusammenfassen. Private Meinung und zitierfähige Literatur müssen nicht unbedingt ein "Entweder-Oder" Verhältnis haben. So deckt sich meine private Meinung durchaus mit einzelnen empirischen Beobachtungen der Wissenschaft. Für diese verweise ich sie gerne beispielhaft auf den Beitrag von Léa Klaue "Menschen filmen: Überlegungen zum Feldzugang" in "Filmen, Forschen, Annotieren" herausgegeben von Gunter Lösel und Martin Zimper. Gezielt empfehle ich hier empirisch-sozialwissenschaftliche Lektüre, da Sie in dieser beispielsweise folgenden Satz lesen können: "Jeder »objektive« Blick, der durch das Medium Video präsentiert wird, ist immer ein konstruierter Blick. Authentizität ist ein Konstrukt von willkürlichen Maßnahmen, um ein Gefühl der Wahrhaftigkeit zu vermitteln." (S. 48). Diese Überlegung, welche Sie in sowohl diesem Buch aber auch in dem Buch Herta Wolfs: "Zeigen und/oder Beweisen: Die Fotografie als Kulturtechnik und Medium des Wissens" weiterführend betrachten können zeigt klar auf, dass eine laufende Kamera durchaus eben Einfluss auf die Gesamtgestaltung eines Gespräches nehmen kann.

Die dritte Frage richtete sich danach, ob meiner Überzeugung zufolge eine Veränderung des Verhaltens bei Gutachtenden und Proband*innen bemerkbar sei und ob dies zu Wahrheitsfindung dienlich oder abträglich sei. Auf Basis der Literatur wäre zu argumentieren, dass eine Veränderung des Verhaltens beider bezeichneten Parteien möglich - aber nicht notwendig - ist. So kann aus der beschriebenen Einflussnahme eine Veränderung im Verhalten folgen, jedoch ist davon nicht notwendig auszugehen. Dementsprechend ist die Zuträglichkeit zu etwaiger Wahrheitsfindung aufgrund der hochgradig subjektiven Veranlagung eines jeden einzelnen Falles schwierig zu pauschalisieren. Ich bin viel eher der Überzeugung, dass jeder einzelne Mensch die von unserem Rechtsstaat vorgesehene individuelle Beurteilung braucht und damit einhergehend auch die immer individuelle Einrichtung des Raumes in dem er oder sie sich befindet. Und damit möchte ich zu der letzten Frage kommen in der es um die Einflussnahme auf das Aussageverhalten der Beteiligten bei Anwesenheit einer Begleitperson geht.

Innerhalb dieser Frage muss ich zuerst darauf hinweisen, dass ich damals von einer Einflussnahme und nicht von einer "richtig" oder "falsch" Zweiteilung gesprochen habe. Wenn Sie aber erneut die Lektüre betrachten, ist davon auszugehen, dass sowohl eine Tonaufnahme, eine Begleitperson oder auch eine laufende Kamera durchaus Einfluss auf das Aussageverhalten einer Person nehmen können.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Silke Launert

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