Frage an Siegmund Ehrmann von Thomas W. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Ehrmann,
dem Deutschen Rundfunkarchiv droht die Schließung, wie der FAZ vom 7.6.2011, S. 33 zu entnehmen war. Ihre Meinung als nordrhein-westfälisches Mit glied des Bundestagsausschusses für Kultur und Medien zu diesen Plänen der ARD würde mich sehr interessieren.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Thomas Wolf
Sehr geehrter Herr Wolf,
vielen Dank für Ihre Frage zum Deutschen Rundfunkarchiv (DRA). Lassen Sie mich vorwegschicken, dass in Deutschland Fragen der Medienordnung und damit auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk allein Angelegenheiten der Länder sind und dem Bund hier keine Gestaltungs- oder gar Entscheidungskompetenz zukommt. Von daher mögen Sie diese Antwort bitte als einen Kommentar aus bundespolitischer Sicht auffassen.
Ihre begründete Sorge, die auf diversen Pressemeldungen beruht, lässt sich meines Erachtens nehmen, da eine Auflösung des DRA nicht geplant ist. Die Intendantinnen und Intendanten der ARD haben sich in ihren Sitzungen in Würzburg Ende Juni mit der Thematik befasst. Dabei haben die Intendantinnen und Intendanten der ARD deutlich zum Ausdruck gebracht, dass die ARD ein großes Interesse daran hat, die wertvollen Bestände des Deutschen Rundfunk-Archivs in Frankfurt/Main und Babelsberg zu erhalten. Siehe dazu auch die Pressemitteilung der ARD: http://www.ard.de/intern/presseservice/rundfunkarchiv-erhalten/-/id=8058/nid=8058/did=1975812/15rel9s/
Zugleich ist jedoch deutlich geworden, dass insbesondere die Digitalisierung der Archivmaterialien und die damit verbundene dauerhafte und langfristige Sicherung sowie Zurverfügungstellung mit erheblichen finanziellen Mitteln verbunden ist. Im Zuge der Sparbemühungen, denen auch die ARD und ihre Gemeinschaftseinrichtungen unterworfen sind, wird die ARD prüfen müssen, in welchem Umfang und in welcher Form die Leistungen des Deutschen Rundfunkarchiv auf dem bisherigen Niveau erhalten werden können. Diese Entwicklungen beobachten wir im Übrigen auch in anderen Bereichen. Auch Bibliotheken, Archive und Museen stehen vor der Herausforderung, im Kontext der Digitalisierung sehr genau überlegen zu müssen, in welcher Form und in welchem Umfang Kulturgüter digitalisiert und dauerhaft, nach Möglichkeit kostenfrei zur Verfügung gestellt werden können. Deshalb fordern wir als SPD-Bundestagsfraktion eine umfassende Digitalisierungsstrategie der Bundesregierung (Antrag „Kulturelles Erbe 2.0“ - Digitalisierung von Kulturgütern beschleunigen, Drucksache 17/6296, verfügbar unter www.spdfraktion.de), die sich allerdings nur auf die in der Verantwortung des Bundes liegende Einrichtungen - und damit nicht den öffentlich-rechtlichen Rundfunk - beziehen kann. Gleichwohl sollte eine Abstimmung mit den Ländern erfolgen.
Mit freundlichen Grüßen
Siegmund Ehrmann