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Siegfried Kauder
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Frage von Harald R. •

Frage an Siegfried Kauder von Harald R. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Kauder!

In Zeiten ständig steigender Gas- und Benzinpreise, die eine wachsende Belastung für die deutsche Volkswirtschaft darstellen, erlaube ich mir folgende Frage zu stellen:

a) Wissen Sie oder weiß man bei der CDU/CSU, daß man Heizgas und Benzin auch aus heimischer Steinkohle gewinnen kann? Es handelt sich um das seit mehr als 60 Jahren bekannte und durch deutsche Patente abgesicherte Verfahren der Kohlehydrierung.
b) Liegen aktuelle Kostenvergleichsrechnungen vor und sind diese Ihnen oder Ihrer Fraktion bekannt, aus der man entnehmen kann, ab welchem Preis - Öl oder Gas ab Grenze - dieses Verfahren der Kohlehydrierung wirtschaftlich sich rechnet?
c) In den 50er Jahren wurde noch Stadtgas von den Stadtwerken aus heimischer Kohle von Ruhr und Saar gewonnen und in das Gasnetz eingespeist. Exorbitante Preissteigerungen aus jener Zeit sind mir nicht in Erinnerung.
d) Bei einem damaligen Benzinpreis an der Tankstelle von rund 0.50 DM pro Liter mag das Verfahren der Kohlehydrierung wirtschaftlich sich nicht gerechnet haben, bei einem heutigen Benzinpreis von umgerechnet 3.00 DM pro Liter sieht die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ganz anders aus.
e) Was damals verfahrenstechnisch bereits funktionierte - nämlich die Kohlehydrierung - wird heute mit stark verbesserten chemischen Methoden erst recht und mit viel höherem Wirkungsgrad funktionieren. Auch der Steinkohleabbau unter Tage ist mit den heutzutage vorhandenen Maschinen viel effektiver durchzuführen als damals.
f) Benzin als auch Heizgas aus heimischer Steinkohle zu erzeugen, würde dieses Energieimportabhängigkeit stark vermindern; das müßte, ja sollte im Interesse deutscher Volksvertreter liegen.
g) Sowohl im Ruhr- als auch das Saargebiet würden wieder Zigtausende von Arbeitsplätzen geschaffen werden.

Warum kommt nicht ein einziger von mehr als 600 Abgeordneten inklusive einem großen Regierungsapparat auf die Idee, diese bekannte und längst funktioniert habende Verfahren vorzuschlagen?

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Sehr geehrter Herr Reich,

vielen Dank für Ihre Email vom 31. Dezember 2007, in der Sie fragen, weshalb das Verfahren der Kohlehydrierung in Deutschland nicht zur Erzeugung von Kraftstoffen genutzt wird.

Nach der Ölkrise von 1973 wurden erstmals (in Westdeutschland) nach der Nutzung dieser Technik während der Zeit des Nationalsozialismus im Rahmen des Programms Energieforschung einige Pilotanlagen zur Kohleveredelung in Betrieb genommen. Nach der Entspannung des Ölpreises Mitte der 1980er Jahre, wurden diese Anlagen jedoch wieder abgeschafft, weil sich ihr Betrieb nicht rentiert hatte.

Angesichts des anhaltend hohen Ölpreises ist diese Technologie der Kohleverflüssigung in letzter Zeit wieder in Diskussion gekommen. Die Vorteile der Herstellung von Kraftstoffen aus heimischer Kohle liegen auf der Hand: Unabhängigkeit von Importen, Sicherheit der Energieversorgung und das Wegfallen der aufwendigen Entschwefelung der Produkte, wie sie bei der Verarbeitung von Rohöl und Kohle erforderlich ist.

Doch dieses Verfahren birgt nach wie vor massive Nachteile für die Umwelt. Das bei der Verbrennung entstehende Kohlendioxid macht die durch Kohleverflüssigung erzeugten Stoffe deutlich klimaschädlicher als entsprechende Erdölprodukte.

In Ländern wie China und Südafrika gibt es bereits Projekte, die das Verfahren der Kohlehydrierung weiterentwickeln und forcieren. In Deutschland gibt es jedoch noch keine Anzeichen von industriellen Großprojekten und Investitionen in diesem Bereich. Erst wenn die Wirtschaft diese Technologie nutzt und es Investitionen gibt, könnte diese Technologie auch durch politische Maßnahmen gefördert werden. Der Impuls für die Förderung dieser Technologie muss also aus der Wirtschaft kommen. Von Seiten der Regierung wird selbstverständlich verfolgt, was sich in diesem Bereich bewegt.

Es liegen leider auch keine verlässlichen Daten darüber vor, ab wann sich die Forcierung dieser Technologie in Deutschland wirtschaftlich rentieren würde. Möglicherweise ist dieses Verfahren im Moment noch nicht rentabel, denn ansonsten gäbe es bereits Investitionen und Projekte in der Industrie.

Letztendlich sind in diesem Bereich die Investitionen abhängig von der Entwicklung des Ölpreises. Und wenn dieser weiterhin auf einem hohen Niveau bleibt, ist es sehr wahrscheinlich, dass alternative Energien und die Verfahren zu ihrer Herstellung in Deutschland immer mehr zum Einsatz kommen.

Ich hoffe, dass ich Ihnen mit diesen Informationen weitergeholfen habe.

Mit freundlichen Grüßen

Siegfried Kauder, MdB