Frage an Siegfried Ermer von Michael B. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Bischl,

Die Euro-Schuldenmacher behaupten immer, Deutschland hätte unter dem Euro nur Vorteile gehabt. Das ist falsch, wenn man wie Sie, sich die Daten richtig ansieht.

Zunächst liegt mir nicht daran, dass Deutschland den Anfang machen sollte und aus dem Euro aussteigt. Es ist wissenschaftlich belegbar, dass Krisenländer nur mit einer Währung wieder wettbewerbsfähig sein können, die ihnen die Möglichkeit gibt, gegenüber von Leitwährungen zu floaten. Bisher nutzen diese Länder jedoch den Euroraum nur als Subventionstopf und leisten kaum einen eigenen Beitrag zur Gesundung ihrer Volkswirtschaft.

Die Änderung des Währungsraums könnte wie folgt geschehen:

1. Die AfD drängt darauf, dass die Verträge so geändert werden, dass jedes Land aus dem Euro aussteigen kann. Das ist derzeit nämlich nicht der Fall.
2. Sollte dies nicht der Fall sein oder die Problemländer wie Griechenland (weitere sind: Portugal, Spanien, Italien, Malta, Zypern, Irland und womöglich bald auch Frankreich) nicht aus dem Euro aussteigen, dann müssen die Deutschen weitere Zahlungen an diese Länder bzw. Banken stoppen.
3. Sollten auch dann diese Länder den Euro nicht verlassen wollen, dann müssen tatsächlich wir und ggf. andere starke Länder aus dem Euro aussteigen und eine andere Währung einführen.

Deutschland würde nach allen Erfahrungen und Erkenntnissen mit der D-Mark und entgegen aller Schauerszenarien, keine Probleme damit bekommen. Im Gegenteil: Neben einer weiteren Euro-Verschuldung gewännen wir wieder mehr an Souveränität und Gestaltungsmöglichkeit. Die neue Währung wäre wieder stark und Deutschland würde weiterhin in der Exportliga spielen. Warum?

1. Der gesamteEuro-Export Deutschlands beträgt nur 33%. Ein Teil davon fällt auch auf Länder mit einer stabilen Haushaltspolitik. Deshalb ist der Export in Euro-Länder noch viel geringer und damit wenig einflussreich.
2. Die neue Währung würde sicherlich gegenüber den Krisenländern unter Aufwertungsdruck stehen, denn preiselastische Güter geraten unter Wettbewerbsdruck. Doch die deutschen Exportgüter sind meist preisunelastisch, d.h. sie werden gekauft, nicht weil sie billig sondern gut sind (Made in Germany). Wie Sie sich erinnern, auch zu D-Mark-Zeiten war Deutschland trotz mehrerer Aufwertungen Exportweltmeister.
3. Eine Aufwertung bewirkt jedoch auch, dass Importgüter wie Mineralöl, Rohstoffe,Halbfertigprodukte, Konsumgüter und Auslandsreisen billiger werden. Damit verringert sich auch der Preisauftrieb des deutschen Exports, da die deutsche Industrie zu 40 % Halbfertigprodukte verarbeitet.
4. Generell verbessern sich die realen Tauschverhältnisse auf den Weltmärkten zugunsten Deutschlands.
5. Und schließlich steigt auch die Binnennachfrage, weil viele (Import-) Produkte billiger werden.

Mit besten Grüßen

Siegfried Ermer